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Katrin Göring-Eckardt: "Armleuchter gehören eben dazu"

Archivmeldung vom 23.11.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Katrin Göring-Eckardt, 2015
Katrin Göring-Eckardt, 2015

Foto: Heinrich-Böll-Stiftung
Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag räumt Fehler ihrer Partei im Umgang mit Andersdenkenden ein. "Auch Leute, die ganz anders sind als wir, brauchen Respekt", sagte Karin Göring-Eckardt im Interview mit dem stern. "Toleranz zeigt sich, wenn es anstrengend wird. Und zwar auch für uns, nicht nur für die anderen. Und die Armleuchter gehören eben dazu", so Karin Göring-Eckardt.

"Wir leben alle in unseren Blasen, wir haben alle unsere Communitys, wo wir nur Leute treffen, die so ähnlich denken wie wir. Das ist ein Problem", sagte die Grünen-Politikerin. "Wir müssen uns als Grüne auch an die eigene Nase fassen." Es gebe Debatten, da frage sie sich auch als Grüne: "Meine Güte, muss das sein? Wenn wir stundenlang diskutieren, ob wir Geschlechterdiskriminierung mit dem Binnen-i oder mit dem Gender-Sternchen bekämpfen, dann finde ich das ein bisschen seminarraummäßig."

Um zu erfahren, was andere Menschen wirklich bewegt, solle man auf Dorffesten und Familienfeiern mit jenen sprechen, "die man sonst nicht sieht", fordert Göring-Eckardt. "Ich sage nicht: Die Leute bilden sich ihre Ängste nur ein. Es gibt Menschen, die fühlen sich nicht nur abgehängt, die sind es auch."

Den Vorwurf, die Grünen würden eine Art "Öko-Populismus" betreiben, weist die Fraktionschefin scharf zurück. Es sei "ein himmelweiter Unterschied, ob man faktenbasiert vor Risiken für Mensch und Umwelt warnt oder ob Ressentiments gegen andere Menschen geschürt werden", so Göring-Eckardt. Sie wünsche sich sogar, die Grünen hätten "öfter den Mut zu Drei-Wort-Sätzen. Nicht jede Zuspitzung ist gleich Populismus", sagte Göring-Eckardt. In diesem Zusammenhang verteidigte sie auch die Forderung ihrer Partei nach Einführung einer Vermögenssteuer. "In den letzten Jahren sind einige wenige obszön reich geworden. Das hat nichts mit Populismus zu tun und ist auch kein Neid, sondern ganz nüchterne Betrachtung."

Als einzige Frau unter den Bewerbern hat Göring-Eckardt einen sicheren Platz im Spitzenduo, das die Grünen 2017 in den Bundestagswahlkampf führen soll. Ob sie danach lieber Vizekanzlerin einer schwarz-grünen oder einer rot-rot-grünen Koalition wäre, ließ sie offen. Persönlich käme sie sowohl mit SPD-Chef Sigmar Gabriel als auch mit CDU-Chefin Angela Merkel "gut klar". Die Kanzlerin sei "sachlich, kontrolliert - und sehr geschickt: Sie gibt weiter das freundliche Gesicht der Willkommenskultur und schafft es, dass sie mit den vielen Gesetzesverschärfungen nicht in Verbindung gebracht wird."

Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)

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