Union verliert – SPD und FDP gewinnen
Archivmeldung vom 12.01.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnter dem Eindruck der Auseinandersetzungen um Edmund Stoiber und des Streits über die Gesundheitsreform muss die Union deutliche Einbußen hinnehmen, während die SPD und die FDP zulegen können.
In der politischen Stimmung kommt die CDU/CSU jetzt
nur noch auf 37 Prozent (minus 3) und die SPD auf 33 Prozent (plus
3). Die FDP verbessert sich auf 11 Prozent (plus 2), die Linke.PDS
bleibt bei 7 Prozent, die Grünen verlieren leicht auf 10 Prozent
(minus 1).
Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine etwas
größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-
Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 36 Prozent (minus 1). Die SPD
erreichte 32 Prozent (plus 1), die FDP erhielte 10 Prozent (plus 1),
die Grünen kämen auf 9 Prozent (minus 1), die Linke.PDS auf 8 Prozent
und die sonstigen Parteien zusammen auf 5 Prozent (beide
unverändert).
Diesmal entscheidet über Platz eins und zwei auf der Liste der Top
Ten die zweite Nachkommastelle: Deshalb bleibt Frank-Walter
Steinmeier knapp auf Platz eins: Er erhält auf der +5/-5-Skala einen
Durchschnittswert von 1,6 (Dez.: 1,8). Ebenfalls mit 1,6 und
unverändert zum Vormonat folgt Angela Merkel. Weiterhin mit 1,1
liegt Kurt Beck auf Platz drei. Knapp dahinter Peer Steinbrück mit
1,0 (Dez.: 1,1) und ebenfalls mit 1,0 (Dez.: 1,1) Christian Wulff.
Danach kommt mit 0,9 (Dez.: 0,8) Ursula von der Leyen, gefolgt von
Franz Müntefering mit unveränderten 0,6, Guido Westerwelle mit 0,0
(Dez.: minus 0,1) und auf Platz neun mit minus 0,9 Ulla Schmidt
(Dez.: minus 0,8). Regelrecht abgestürzt ist Edmund Stoiber, der
jetzt nur noch auf minus 1,5 (Dez.: minus 0,9) kommt. Dies ist der
schlechteste Wert für Stoiber, seit er im Politbarometer vertreten
ist (1998).
Deutlich verändert hat sich auch die Wahrnehmung des Rückhalts für
Edmund Stoiber in seiner Partei: Aktuell glauben nur noch 23 Prozent
(Okt. 2006: 54 Prozent), dass die CSU in wichtigen politischen
Fragen hinter ihrem Vorsitzenden steht, 65 Prozent (Okt. 2006: 35
Prozent) glauben das nicht (weiß nicht: 11 Prozent). Selbst die
Anhänger der CDU/CSU meinen mehrheitlich (56 Prozent), dass es große
Diskrepanzen zwischen der CSU und Stoiber gebe (gibt es nicht: 32
Prozent; weiß nicht: 12 Prozent). Obwohl Stoiber mit Unterstützung
der CSU-Spitze seine Kandidatur für die nächste Landtagswahl
angekündigt hat, glauben 31 Prozent der Befragten, dass er bei der
Wahl im Herbst 2008 nicht mehr der Spitzenkandidat der CSU sein wird
(wird es sein: 64 Prozent; weiß nicht: 5 Prozent).
Auch der Streit über die Gesundheitsreform geht überwiegend zu
Lasten der Union: Die meiste Kompetenz wird beim Thema Gesundheit
noch der SPD zugeschrieben: 24 Prozent meinen, dass die SPD eine
Gesundheitspolitik in ihrem Sinne vertrete, und nur 16 Prozent sehen
eine solche eher bei der CDU/CSU (FDP: 6 Prozent; Linke.PDS: 3
Prozent; Grüne: 4 Prozent). Die meisten (47 Prozent) sind allerdings
der Meinung, dass keine Partei eine Gesundheitspolitik in ihrem
Sinne mache, beziehungsweise können keine Partei nennen. Generell
glauben nur 13 Prozent der Befragten, dass die Gesundheitsreform der
Großen Koalition die Probleme im Gesundheitssystem für längere Zeit
lösen werde, 84 Prozent glauben das nicht.
Nach dem Wirksamwerden der Mehrwertsteuer-Erhöhung sind jetzt 34
Prozent (April 2006: 22 Prozent) der Meinung, dass diese Erhöhung
richtig sei, 63 Prozent lehnen sie ab (April 2006: 75 Prozent). Die
Anhänger der Linkspartei.PDS und der SPD lehnen sie besonders häufig
ab. Lediglich die Anhänger der CDU/CSU sind in dieser Frage
geteilter Meinung (dafür: 49 Prozent, dagegen: 48 Prozent).
Insgesamt geben nur 23 Prozent aller Befragten an, dass sich ihr
Leben durch die Mehrwertsteuer-Erhöhung bisher spürbar verteuert
habe und 70 Prozent sagen, dass sich dadurch nicht viel verändert
habe (weiß nicht: 7 Prozent).
Den Klimawandel halten 83 Prozent für ein sehr großes oder großes
Problem und nur 16 Prozent für ein weniger großes oder kein Problem.
60 Prozent sind zudem der Meinung, dass das aktuelle milde
Winterwetter eine Folge des Klimawandels sei, während es 36 Prozent
für eine normale Wetterschwankung halten.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 9. bis 11. Januar 2007 bei 1.269 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch durchgeführt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer gibt es am Freitag, 9. Februar, nach dem "heute- journal".
Quelle: Pressemitteilung ZDF