Deutschland fühlt sich durch Ausschluss vom Minigipfel übergangen
Archivmeldung vom 09.12.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakAm gestrigen Montag trafen sich der französische Staatspräsident Sarkozy und der EU-Kommissionspräsident Barroso beim englischen Premierminister Brown in London, um das am Donnerstag beginnende EU-Gipfeltreffen in Brüssel vorzubereiten.
Großbritannien und Frankreich haben Berichte über Uneinigkeit mit
Berlin über das Vorgehen in der Finanzkrise zurückgewiesen. Es gebe
keine Meinungsverschiedenheiten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU), sagten der britische Premier Gordon Brown und Frankreichs
Staatschef Nicolas Sarkozy in London.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bedauerte Merkels
Fehlen bei dem Treffen in London. "Schön" sei es nicht, dass sich
Brown, Sarkozy und Barroso alleine in London träfen, sagte Steinmeier
bei n-tv. Dass der Kommissionspräsident dem Treffen "besondere
Prominenz beimisst", finde er "nicht so ganz angemessen".
Sarkozy: Gleiche Sicht wie Merkel
Dagegen bemühten sich Brown und Sarkozy um Schadensbegrenzung.
Es gebe keine Unstimmigkeiten mit Merkel, betonte Sarkozy, der am
Montag in London mit Großbritanniens Regierungschef Brown und
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso zu Gesprächen über die
Finanzkrise zusammengekommen war. Er habe sich vor acht Tagen mit der
Kanzlerin getroffen und am Sonntag mit ihr telefoniert. Merkel und er
hätten die gleiche Sicht der Lage, sagte Sarkozy. Im Vorfeld des
EU-Gipfels am 11. und 12. Dezember in Brüssel gebe es keine Uneinigkeit
über die Ernsthaftigkeit der Finanzkrise und der Notwendigkeit, die
Wirtschaft zu unterstützen, führte Sarkozy aus, dessen Land derzeit die
EU-Ratspräsidentschaft inne hat.
Auch Brown betonte, zwischen den größten Ländern herrsche
Einigkeit. Barroso sagte, ein Vorgehen ohne die aktive Mitarbeit
Deutschlands sei "undenkbar". Er habe "vollstes Vertrauen" in die
Bemühungen der Bundesregierung zur Eindämmung der Finanzkrise.
Das Treffen Browns mit Sarkozy und Barroso diente der
Vorbereitung des EU-Gipfels in Brüssel. Merkel war zu dem Treffen in
London nicht eingeladen worden. Eine Reihe von EU-Ländern, darunter
Frankreich und Großbritannien, werfen Deutschland als wichtiger
europäischer Wirtschaftsmacht vor, bisher zu wenig gegen die Rezession
zu tun.
Die Bundesregierung unterstellt Sarkozy und Barroso im
Gegenzug, lediglich mehr Geld aus Deutschland für die EU zu fordern.
"Jeder Vorschlag, der auf der europäischen Ebene vom EU-Präsidenten
oder auch von Frankreich gemacht worden ist, läuft im Zweifelsfall
darauf hinaus, dass die Deutschen zahlen", sagte Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück am vergangenen Sonntag.
Brown, Sarkozy und Barroso warnten davor, in der Finanzkrise
in Protektionismus zu verfallen. Die Wiederbelebung der Wirtschaft
werde durch Protektionismus verzögert, sagte Brown. Gegen entsprechende
Bestrebungen müsse in den kommenden Monaten angegangen werden. Zudem
bestehe Einigkeit, dass ein rascher Abschluss der Verhandlungen der
Welthandelsorganisation (WTO) zur Doha-Runde von allen Ländern
gefördert werden müsse, sagte Brown. Eine Einigung sei "in den nächsten
Tagen" möglich.