Konjunkturexperte Dullien fordert milliardenschweres Investitionsprogramm
Archivmeldung vom 23.12.2019
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Freigeschaltet durch André OttAngesichts der derzeitigen Konjunkturflaute fordert der Ökonom Sebastian Dullien milliardenschwere staatliche Ausgaben für Investitionen. "Es braucht ein langfristiges Investitionsprogramm, damit die Konjunktur dauerhaft stabilisiert und die Wirtschaft beim Strukturwandel unterstützt wird", sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im Interview mit der Tageszeitung "neues deutschland".
Auch müssten die Möglichkeiten für Kurzarbeit ausgeweitet werden, weil dies in einigen Branchen notwendig sein werde. Allein für die Auflösung des Sanierungsstaus in den Städten und Gemeinden sind Dullien zufolge rund 138 Milliarden Euro nötig. "120 Milliarden Euro veranschlagen wir für den Ausbau von Verkehrswegen und digitaler Infrastruktur. 109 Milliarden Euro sollten in eine bessere Bildung fließen - etwa in den Ausbau der frühkindlichen Bildung und in Ganztagsschulen", so der Konjunkturexperte.
Laut Dullien werden der anstehende Brexit und die Handelskonflikte zwischen der EU und USA auch 2020 auf die Stimmung drücken. "Die schwelenden Konflikte sorgen auch ohne eine weitere Eskalation schon für große Unsicherheit und werden deshalb weiter die Wirtschaft belasten", so Dullien. Gleichzeitig wird ihm zufolge entscheidend sein, wie die Industrie den anstehenden Strukturwandel meistert. "Insbesondere die Dekarbonisierung, also die Energiewende weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern, wird eine wichtige Rolle spielen", erklärt der Forscher. Aber auch die damit zusammenhängenden Nachfrageverschiebungen im Automobilsektor und die Veränderungen in der Antriebstechnologie würden von Bedeutung sein.
Dulliens Institut geht von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 für 2019 und 0,8 Prozent für 2020 aus. "2020 hat mehr Arbeitstage als 2019. Wenn man diesen Effekt herausrechnet, bleibt das Wirtschaftswachstum ungefähr auf dem gleichen Niveau wie dieses Jahr", so Dullien.
Quelle: neues deutschland (ots)