Deutscher Familiengerichtstag fordert bessere Qualifikation
Archivmeldung vom 12.05.2020
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Freigeschaltet durch André OttFamilienrichter in Deutschland sind mangelhaft ausgebildet, das erklärte der Deutsche Familiengerichtstag (DFGT) gegenüber rbb24 Recherche. "Junge Kolleginnen und Kollegen kommen derzeit als familienrechtliche Laien an die Familiengerichte", so Rüdiger Ernst vom DFGT im Interview mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Dies habe zur Folge, dass es immer wieder zu Fehlentscheidungen kommen kann.
Ursache sei, so der DFGT, dass es für Richterinnen und Richter keine Pflicht zur Fortbildung im Familienrecht gebe. Dabei gehe es bei den Entscheidungen um das Schicksal von Familien und Kindern. Die Bundesländer sollten das Familienrecht deshalb zum Pflichtstoff in den juristischen Staatsexamina machen. Genau wie beim Insolvenzrecht dürfe der Staat nur solche Richter einsetzen, die Kenntnisse auf ihrem Gebiet nachweisen können.
Fast 600.000 Fälle werden jährlich an deutschen Familiengerichten verhandelt. Die Bundesregierung hatte bereits 2016 beschlossen, die Pflicht zur Qualifikation von Familienrichtern gesetzlich zu verankern. Dies ist bisher nicht geschehen. Das Bundesjustizministerium erklärt dazu gegenüber rbb24 Recherche, die Richterakademien würden freiwillige Fortbildungsmaßnahmen anbieten. Katja Keul, rechtspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert hingegen, eine Fortbildungspflicht und ein Fortbildungsrecht für Familienrichter im Deutschen Richtergesetz. Der Bundestag will darüber am Freitag entscheiden. Der Deutsche Familiengerichtstag e.V (DFGT) wurde 1977 gegründet und ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Fachjuristen und Experten für familienrechtliche Fragen.
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)