Zusatz zum "Palermo-Protokoll" gegen Kinderhandel tritt in Kraft
Archivmeldung vom 13.07.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlSechs Jahre nach der Vereinbarung auf UN-Ebene tritt am 14. Juli in Deutschland die Zusatzvereinbarung gegen Kinderhandel zum Palermo-Protokoll" in Kraft. Die im Jahr 2000 in Palermo beschlossene Vereinbarung zur "Verhinderung, Bekämpfung und Strafverfolgung insbesondere des Frauen- und Kinderhandels" verpflichtet die Beitrittsstaaten, Menschen- und Kinderhandel vorzubeugen und stärkt die Rechte der Opfer.
UNICEF und die
Kinderrechtsorganisation ECPAT begrüßen die seit langem überfällige
Ratifizierung des Zusatzprotokolls. Sie fordern Bundesregierung und
Bundesländer auf, Menschen- und Kinderhandel mit bundesweit
einheitlichen Regelungen entschiedener zu bekämpfen.
"Mädchen und junge Frauen werden von Menschenhändlern aus Osteuropa nach Deutschland verschleppt und hier zur Prostitution gezwungen. Die Opfer brauchen dringend besseren Schutz und mehr Unterstützung", sagte die UNICEF-Vorsitzende Heide Simonis. "Vor allem die Bundesländer sind nun in der Pflicht", sagte die Geschäftsführerin von ECPAT Deutschland Mechtild Maurer. "Sie müssen ihre Abschiebepraxis ändern und die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten verbessern."
Nach dem Zusatzprotokoll dürfen die Opfer von Menschenhandel nicht
einfach abgeschoben werden. Die Behörden müssen sicherstellen, dass
die Opfer ihren Peinigern nicht wieder in die Arme fallen. Bei einer
sogenannten "Rückführung" in ihr Herkunftsland müssen sie begleitet
und betreut werden. Vor allem minderjährige Opfer haben Anspruch auf
umfassende Hilfe und Betreuung sowie medizinische Versorgung. Das
Abkommen schreibt vor, dass die Zustimmung Minderjähriger zum
Menschenhandel vor Gericht künftig nicht mehr als Argument gegen eine
Verfolgung und Verurteilung der Täter verwendet werden darf.
Nachholbedarf beim Opferschutz und bei der Vorbeugung von
Kinderhandel sehen ECPAT und UNICEF insbesondere in den Ländern
Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen. In den östlichen Grenzregionen
Deutschlands wird immer noch nicht energisch gegen die Sexszene
vorgegangen, in der Minderjährige von deutschen Männern missbraucht
werden.
Quelle: Pressemitteilung ECPAT Deutschland e.V.