Forsa: Sonstige, AfD und Linke im Aufwind - SPD, Grüne und CDU verlieren
Archivmeldung vom 15.02.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie politischen Turbulenzen in Thüringen und der Ämterverzicht von Annegret Kramp-Karrenbauer haben Auswirkungen auf die politische Stimmung, wie das aktuelle RTL/ntv-Trendbarometer zeigt. 45 Prozent der Bundesbürger halten die verunglückte Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen immer noch für das wichtigste politische Thema, 31 Prozent den Zustand der CDU. 8,5 Prozent der Wahlberechtigten würden derzeit die FDP wählen - im Januar und Februar kamen die Liberalen meistens auf 9 Prozent. Momentan liegt die FDP damit 2,2 Prozentpunkte unter ihrem Bundestagswahl-Ergebnis von 2017. Unter dem Ergebnis von 2017 liegen auch die CDU/CSU (minus 8,4 Prozentpunkte), die SPD (minus 9,0 Prozentpunkte). Besser als bei der Bundestagswahl würden derzeit vor allem die AfD abschneiden (plus 0,9 Prozentpunkte), die Grünen (plus 13,6 Prozentpunkte), aber auch die Linken (plus 0,8 Prozentpunkte) und die sonstigen kleineren Parteien (plus 6,3 Prozentpunkte).
Wenn jetzt Bundestagswahl wäre, könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis rechnen: CDU/CSU 24,5 Prozent (Bundestagswahl 32,9%), SPD 11,5 Prozent (20,5%), FDP 8,5 Prozent (10,7%), Grüne 21,5 Prozent (8,9%), Linke 10 Prozent (9,2%), AfD 13,5 Prozent (12,6%). 10,5 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2%). 20 Prozent aller Wahlberechtigten sind derzeit unentschlossen oder würden nicht wählen (Nichtwähler 2017: 23,8%).
Junge würden eher Habeck als Merz wählen
Die SPD hat sich zwar gegenüber den Vorwochen leicht verbessern können, liegt aber mit 11,5 Prozent weit unterhalb der realistischen Chance, den Bundeskanzler stellen zu können. Deshalb wurden die Wahlberechtigten im aktuellen RTL/ntv-Trendbarometer gefragt, ob sie sich bei einer Direktwahl des Kanzlers für Friedrich Merz (CDU) oder Robert Habeck (Grüne) entscheiden würden. Habeck käme in dem Vergleich auf 30, Merz auf 31 Prozent. 39 Prozent würden sich für keinen von beiden entscheiden. Der Christdemokrat hätte damit zwar eine deutlich größere Akzeptanz als "AKK", die in den letzten Wochen auf 16 Prozent kam - er läge aber klar unter Kramp-Karrenbauers Werten unmittelbar nach ihrer Wahl zur CDU-Vorsitzenden (43%) und unter denen, die Angela Merkel über Jahre hinweg erreicht hatte.
Während Merkel immer ihren größten Rückhalt bei den eigenen Anhängern hatte (mit Werten von fast 90%), kommt Merz bei den Unions-Anhängern auf 55 Prozent. Den größten Zuspruch hat Merz bei den Bundesbürgern, die sich selbst als "rechts" einstufen (60%), bei AfD-Anhängern (54%) und bei Anhängern der FDP (64%). Die geringste Zustimmung erhält Merz bei Wählern des Mitte-Links-Spektrums (29%), Frauen (27%) und den 18- bis 29-Jährigen (20%). Die jungen Wähler gelten als besonders wichtig, weil allein der CDU pro Jahr 270.000 ihrer über 60 Jahre alten Wähler durch Tod verloren gehen. Habeck liegt derzeit bei den Frauen, den Jungen und den Mitte-Links-Wählern vor Merz.
forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL: "Trotz ihrer geringen Popularitätswerte bringt Annegret Kramp-Karrenbauers Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur und den CDU-Vorsitz den Christdemokraten keinen Sympathiezuwachs bei den Wählern. Auch der von Teilen der CDU als großer Hoffnungsträger eingeschätzte Friedrich Merz würde die Zustimmungswerte für die CDU derzeit nicht erhöhen. Obwohl er von vielen Anhängern der Union durchaus als kanzlerfähig eingeschätzt wird, erhält er bei der Kanzlerpräferenz keine höheren Werte als der Grüne Robert Habeck. Vor allem in den für die CDU wichtigen Wählergruppen - junge Wahlberechtigte, Frauen, Angehörige der politischen und gesellschaftlichen Mitte - erhält er wenig Zustimmung."
Datenbasis: Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa vom 10. - 14.02.2020 im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 2.502 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte.
Quelle: Mediengruppe RTL Deutschland (ots)