Kritik an Faeser wegen mangelnder Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit
Archivmeldung vom 06.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Kommunikations- und Politikwissenschaftler Kai Hafez von der Universität Erfurt hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) scharf dafür kritisiert, zu wenig gegen Muslimfeindlichkeit in Deutschland zu tun. "Die Innenministerin verweigert ihre Fürsorgepflicht, die sie gegenüber den vier bis fünf Millionen Musliminnen und Muslimen in Deutschland hat", sagte Hafez der "Rheinischen Post".
"Das ist ein beträchtlicher Teil der in Deutschland lebenden
Bevölkerung, häufig sind es auch deutsche Staatsbürger. Sie werden vom
Innenministerium im Regen stehen gelassen."
"Dabei gibt es eine
weitverbreitete Stigmatisierung, der Islam wird meist nur mit negativen
Themen verknüpft und die Interessen der Musliminnen und Muslimen werden
vernachlässigt", so Hafez, der dem Unabhängigen Expertenrat
Muslimfeindlichkeit angehört."Innenministerin Faeser bemüht sich
momentan sichtlich darum, sowohl gegen den Islamismus als auch gegen den
Rechtsextremismus stark aufzutreten und radikale Spitzen zu verbieten",
sagte der Kommunikationswissenschaftler.
Repressive Maßnahmen
seien in Ordnung, wenn auf der anderen Seite betroffene Minderheiten, in
diesem Fall die Musliminnen und Muslime in Deutschland, geschützt
würden. "Doch hier sehe ich keinerlei Ansätze im Innenministerium. Frau
Faeser verweigert seit einem Jahr jedes Gespräch über die vielen
Handlungsempfehlungen, die der Unabhängige Expertenkreis
Muslimfeindlichkeit erarbeitet hat. Das ist absolut enttäuschend."
Neben
der Gefahrenabwehr habe das Innenministerium auch einen
Integrationsauftrag, "der momentan nicht erfüllt wird", so Hafez. Er
warnte dabei vor den Folgen vor sich ausbreitender Muslimfeindlichkeit.
"Aus der Forschung wissen wir, dass Radikalisierung im Bereich des
Islamismus viel mit Diskriminierungserfahrung zu tun hat." Das sei nicht
der einzige Faktor, aber ein verstärkender Faktor.
"Gerade bei
jungen Menschen ist die Diskriminierungswahrnehmung Teil einer
Radikalisierung. Wer etwas gegen islamistische Radikalisierung tun will,
der sollte der Islamophobie in diesem Land vorbeugen. Doch dieser
Zusammenhang wird bislang politisch vernachlässigt. Es nützt nichts,
zwei Vereine zu verbieten, wenn man zugleich ein gesellschaftliches
Klima toleriert, das absehbar weitere Radikalisierung nach sich zieht",
so Hafez weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur