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Viele Oststraßen immer noch mit DDR-Namen: Historiker fordert Umbenennung

Archivmeldung vom 19.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Platz der Einheit, Blick nach Norden
Platz der Einheit, Blick nach Norden

Bild: Wikipedia.de

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der SED-Diktatur ist deren Ideologie im Straßenbild ostdeutscher Städte und Gemeinden unverändert präsent. Häufigster Namensgeber ist Ernst Thälmann, von 1925 bis 1933 Chef der KPD.

Der Berliner Zeithistoriker und DDR-Forscher Klaus Schroeder fordert, stattdessen demokratische Politiker zu würdigen. "Wir sollten solche Leute ehren, die auch ein Vorbild für unsere Jugend sind. Thälmann gehört nicht dazu", sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung. Der 1944 von den Nazis ermordete KPD-Chef wurde in der DDR zur Lichtgestalt verklärt. Historiker sehen Thälmanns Wirken kritisch: Der Hamburger gehörte in der Weimarer Republik zu den erbitterten Feinden der ersten deutschen Demokratie. Als Statthalter Stalins vertrat er dessen These, Hauptfeind der Arbeiterklasse seien die Sozialdemokraten, nicht die Nationalsozialisten. "Er war ein übler Stalinist.

Nur weil er später von den Nazis umgebracht wurde, wird er nicht zum Vorbild. Sonst müssten wir ja auch den SA-Führer Ernst Röhm ehren", sagte Schroeder der Zeitung. Nach seinen Recherchen sind 600 Straßen und Plätze Thälmann gewidmet. Fast alle liegen in Ostdeutschland, eine seltene Ausnahme findet sich in Thälmanns Heimatstadt Hamburg. 250 Plätze tragen laut Schroeder den Namen "Platz der Einheit" und erinnern damit an die gewaltsame Fusion von SPD und KPD zur SED im Jahr 1946. Zudem gibt es 220 "Straßen der Freundschaft", mit der die DDR die erzwungene Zugehörigkeit zum Ostblock unter Führung der Sowjetunion verherrlichte.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)

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