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Zentralrats-Präsident Schuster: Juden in Deutschland sind "erheblich verunsichert"

Archivmeldung vom 26.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Davidstern: Juden bei NSL Studio unerwünscht. Bild: pixelio.de, FotoHiero
Davidstern: Juden bei NSL Studio unerwünscht. Bild: pixelio.de, FotoHiero

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erhebliche Bedrohungen für jüdisches Leben in Deutschland. Der Anschlag in Halle habe "zu einer erheblichen Verunsicherung innerhalb der jüdischen Gemeinden" geführt, sagte Schuster dem "Tagesspiegel am Sonntag".

Zwar säßen Juden in Deutschland heute nicht auf gepackten Koffern. "Aber man guckt jetzt, wo der leere Koffer steht." Der Angriff auf die Synagoge in Halle im vergangenen Jahr habe "Versäumnisse der Behörden offengelegt", sagte Schuster. "Spätestens nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hätte klar sein müssen, zu welchen Taten Rechtsextremisten heute in Deutschland fähig sind." Der Zentralsrats-Präsident wirft der Justiz einen zu nachlässigen Umgang mit antisemitischen Taten vor: "Es gibt aus unserer Sicht eindeutig judenfeindliche Fälle, in denen die Justiz aber keinen Antisemitismus erkennen kann", sagte Schuster dem "Tagesspiegel".

Er habe das Gefühl, dass "das Thema Antisemitismus in juristischen Kreisen als ein bisschen lästig empfunden" werde. "Es kann nicht sein, dass ausgerechnet bei antisemitischen Taten strafmildernde Überlegungen diskutiert werden, eine schwere Jugend beispielsweise oder eine Fluchterfahrung", kritisierte Schuster, der gerade auch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Holocaust-Gedenken in Jerusalem war. "So schrecken wir nicht ab." Zugleich wies Schuster auf die Pläne der Bundesjustizministerin hin, das Strafgesetzbuch so zu ändern, dass auch antisemitische Motive bei der Strafzumessung besonders berücksichtigt werden. Er hoffe, dass diese Änderung "dann doch zu anderen Urteilen" führe.

Quelle: Der Tagesspiegel (ots)


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