Wirtschaftsweiser Franz übt harte Kritik an Koalitionsvertrag
Archivmeldung vom 14.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWolfgang Franz, Mitglied des Sachverständigenrats, sagte dem Tagesspiegel am Sonntag, mit dem Regierungsprogramm " kommt Deutschland noch nicht auf einen höheren Wachstumspfad zurück". Vor allem die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Einführung einer Reichensteuer lehne er "strikt ab".
Franz erwartet wegen der geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer für
2007 ein Anspringen des privaten Konsums im zweiten Halbjahr 2006.
"Im vierten Quartal ist jeder gut beraten, sich das ohnehin geplante
Auto oder die Wohnungseinrichtung zu kaufen." Im ersten Halbjahr 2007
werde der Konsum dann deutlich zurückgehen. Mit der Anhebung der
Mehrwertsteuer die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu senken,
gehe zwar "in die richtige Richtung", sagt Franz. Jedoch hebe die
geplante Erhöhung der Beiträge zur Rentenversicherung diese Wirkung
teilweise wieder auf. Die Reichensteuer führe eine unnötige
Neiddebatte wieder ein. "Viele werden versuchen, ihr Geld im Ausland
anzulegen".
Moderate Töne kamen vom Handwerk. Dessen Präsident Otto Kenzler sagte
dem Tagesspiegel, man erkenne "die Bemühungen beider Parteien, die
Situation des Mittelstands und vor allem des Handwerks in Deutschland
zu verbessern". Ausdrücklich erwähnte Kenzler die günstigeren
Abschreibungsbedingungen, Maßnahmen zur Liquiditätsverbesserung und
den Verzicht auf die Reichensteuer für gewerbliche Einkünfte. Der
Handwerkspräsident zeigte sich dennoch skeptisch, denn er habe die
Erfahrung, "dass Politiker in Sonntagsreden stets Verbesserungen für
den Mittelstand versprechen, es bei der Umsetzung jedoch in aller
Regel hapert". Schließlich sei es vor allem der Mittelstand, Handel,
Handwerk und kleine Dienstleister, "die durch die exorbitante
Steigerung der Mehrwertsteuer besonders hart getroffen werden", sagte
Kenzler.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel