Migrationsforscher Knaus hält Merz-Plan für "nicht umsetzbar"
Der Migrationsexperte Gerald Knaus hat vor einer Kettenreaktion in Europa gewarnt, falls weitere Staaten in Sachen Migration eine Notlage erklärten, wie es CDU-Chef Friedrich Merz für den Fall seiner Wahl zum Kanzler angekündigt hat.
"Vielleicht schaffen andere Länder ihr Asylsystem daraufhin ganz ab",
sagte Knaus dem Nachrichtenmagazin "Focus". Am Ende kämen dann noch mehr
Menschen nach Deutschland, "weil es nur hier eine Möglichkeit auf Asyl
gibt". Ohne ein funktionierendes System gelte auch kein Nachbar mehr als
sicherer Drittstaat, so Knaus.
Der Migrationsexperte wirft den
demokratischen Parteien vor, "mit dem Feuer zu spielen". Die Ampel-Jahre
seien "Rekordjahre für Asyl" gewesen, sagte er. Keine der Parteien habe
das jedoch analysiert. Zugleich sei der sogenannte Fünf-Punkte-Plan der
Union "nicht umsetzbar und in Teilen politisch gefährlich" und "weniger
gut vorbereitet als ein normaler Kindergeburtstag".
Es sei
verwirrend, dass die CDU im Grundsatzprogramm Europa als "Herzenssache"
bezeichne und zugleich "dauerhafte Grenzkontrollen" fordert. "Das
bedeutet Ausstieg aus Schengen. Will die Union das wirklich?", fragte
er. Zugleich sei es widersinnig, nach Afghanistan abschieben zu wollen
"aber nichts über die Beziehungen zu den Taliban zu sagen".
Als
Ausweg aus der Migrationskrise sieht Knaus, der auch als Ideengeber des
EU-Türkei-Deals 2016 gilt, weitere Abkommen dieser Art. "Das wäre ein
Weg, um irreguläre Migration zu reduzieren und die Freiheiten der EU zu
erhalten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur