Piraten Niedersachsen rügen Pläne zur Quarantänedurchsetzung bei Kindern
Archivmeldung vom 24.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttBereits am 31.07. berichtete der Kinderschutzbund [1], dass Gesundheitsämter damit drohen, dass Eltern, deren Kinder als Corona-Verdachtsfälle in Quarantäne sind, die Kinder entzogen werden können, wenn die Quarantäne auch innerfamiliär nicht strikt eingehalten wird.
"Diese Idee, der erst jetzt von Medien aufgenommen wurde [2] [3], ist an Inhumanität kaum noch zu überbieten. Wie hier der Staat zu agieren gedenkt, hat mit Gesundheitsvorsorge nichts mehr zu tun. Das hat schon ganz klar diktatorische Züge. Und es wird dazu führen, dass im Falle der Befürchtung, ein Kind könne sich infiziert haben, für dieses kein Test mehr durch die Eltern eingefordert wird. Wenn man Glück hat, ist es ein Schnupfen, wenn man Pech hat, geht wertvolle Zeit zur Behandlung und zur Verhütung weiterer Infektionen verloren.
Welchen Gewissenentscheidungen man damit die Eltern aussetzt, scheint den Ämtern egal zu sein. Wie man so kurzsichtig sein kann, ist nicht nachvollziehbar," rügt Jens Berwing, Generalsekretär der PIRATEN Niedersachsen und Vater schulpflichtiger Kinder, die Pläne scharf. "Gleichzeitig Kinder und Jugendliche ohne jegliche Art von Schutzmaßnahmen in den Klassen im Regelunterricht zu beschulen [4] und somit die Gefahr einer Infektion vorsätzlich herauf zu beschwören, ist damit noch weniger nachvollziehbar, als ohnehin. Davon, dass eine komplette zweiwöchige Isolation von Kindern schon fast an psychische Folter grenzt, mal ganz zu schweigen. Hier werden Menschenrechte auf dem Altar der vorgeblichen Fürsorge geopfert, obwohl das Ergebnis genau das Gegenteil ist.
Dass es die Verantwortlichen an Logik in ihren Plänen vermissen lassen, ist schon lange bekannt. Wenn nun auch noch Menschenfeindlichkeit dazu kommt, ist das Maß voll. Will man die Gegner der Maßnahmen etwa noch in ihrer Haltung bestärken, dass Corona als Aufhebung von Grundrechten herhalten soll? Fast scheint es so!" Wie vor den Sommerferien wäre eine sinnvolle Maßnahme, alle Mitglieder einer Familie, in der ein Corona-Verdachtsfall oder ein Infektionsfall besteht, unter Quarantäne zu stellen.
"Dass man nicht einmal auf die Idee kommt, den Vorschlag des Kinderschutzbundes, eine komplette Familienquarantäne zu verhängen in Betracht zieht, ist ansonsten nur mit einem kompletten Einknicken vor der Wirtschaft zu erklären. Die Eltern sollen gefälligst das Bruttosozialprodukt steigern, die Kinder können derweil allein zu Hause bleiben. Denn das wäre in vielen Haushalten von Alleinerziehenden oder Doppelverdienern, die auf das Geld angewiesen sind, die Folge," erklärt Thomas Ganskow [5], Vorsitzender der PIRATEN Niedersachsen und Spitzenkandidat zur Bundestagswahl 2021.
"Diese neo-liberale Sicht auf den Menschen ist das Grundübel der Gesellschaft. Das hat Corona, bei dem die finanziellen Hilfen hauptsächlich den Unternehmen, nicht aber den Menschen, die dahinter stehen, zu Gute kam, schon bislang eindeutig bewiesen. Was man hier nun andenkt, kann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Hier muss der Staat seine Schutzfunktion für die Familie über die der Marktwirtschaft stellen, die damit den letzten Anspruch auf soziale Ausrichtung verliert. Ansonsten muss er sich nicht wundern, wenn immer mehr Menschen radikale Parteien wählen, die aus durchsichtigen Gründen eine andere Politik versprechen."
[1] http://ots.de/fZ18NI
[2] http://ots.de/MgL6lY
[3] http://ots.de/RgmIb9
[4] https://piraten-nds.de/2020/08/16/regelbeschulung-ist-vorsaetzliche-koerperverletzung/
[5] https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Thomas_Ganskow
Quelle: Piratenpartei Deutschland (ots)