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Göring-Eckardt beklagt "soziale Schieflage" beim Pandemieschutz

Archivmeldung vom 10.05.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Katrin Göring-Eckardt (2019)
Katrin Göring-Eckardt (2019)

Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat der Großen Koalition vorgeworfen, in der Coronakrise zu wenig den Armen zu helfen. Union und SPD hätten beim Pandemieschutz der Bürger eine "soziale Schieflage" entstehen lassen, sagte Göring-Eckardt der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Bei der sozialen Dimension von Corona habe die Regierung "einen blinden Fleck". Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, stimmt zu: "Die Gesellschaft hat hier viel zu lange weggeschaut." Manche in der Regierungskoalition reagieren selbstkritisch.

"Wir haben in der Extremsituation der Pandemie nicht immer so prompt reagiert, wie man sich das hätte wünschen können", sagte Carsten Schneider, der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion. Der Armutsforscher Christoph Butterwege meint, dass das Wegschauen daran liegen könne, dass Politiker Angst hätten, "ungewollt Vorurteile gegen Migranten zu schüren", weil unter armen Menschen viele einen Migrationshintergrund haben. Werden zum Beispiel sozial Schwache zuerst geimpft, könnte das Rechtspopulisten helfen. "Dann sagen manche: `Die Ausländer in Chorweiler werden vom Staat bevorzugt.` Und dann verfängt es leicht, wenn die AfD kommt und sagt: `Deutsche zuerst!`" Der Soziologe Hannes Kröger vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sagte, bei der Auswirkung von Armut auf die Corona-Sterblichkeit habe Deutschland einen "unscharfen Flecken".

Der Forschung fehlten Daten - vor allem dürfe sie wegen rechtlicher Hürden Sterbefälle nicht mit Zensusdaten abgleichen. Damit könnte sie den Einfluss von sozialen Faktoren auf die Mortalität schwerer untersuchen als Forscher in anderen Ländern. Das Statistische Bundesamt bestätigt die Schwierigkeiten. Der Sprecher der Behörde, Jens Hoffmann, erläutert, die Datenverknüpfungen, die für eine genauere Analyse von Corona-Mortalität und Sozialstatus vielleicht nützlich wären, seien in Deutschland "rechtlich nicht zulässig". Linksfraktionschefin Amira Mohamed Ali sagte, die Pandemie habe gezeigt, dass man in Deutschland "dringend eine bessere Datenlage" brauche, und im Regierungslager stimmt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Schneider zu. Für angemessene Entscheidungen brauche man eben nicht nur "offene Augen", sondern auch "saubere statistische Daten", sagte er. "Deswegen bin ich da sehr dafür, die Datenerhebung in Deutschland zu verbessern. Wir dürfen uns beim Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit in der Pandemie keine blinden Flecken erlauben."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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