Imker fordern eine bessere Landwirtschaftspolitik
Archivmeldung vom 16.01.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie deutschen Imker haben es satt. Seit Jahren leiden sie und ihre Bienen unter einer Landwirtschaftspolitik, die ihrer Meinung nach kaum noch Raum für die Bienen lässt. Deshalb haben sie nun eine Kampagne gestartet, um nachdrücklich auf ihre Probleme aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass nicht nur ihre Bienen wehrhaft sind. Auftakt war eine gemeinsame Aktion von Imkern, der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ und dem Kampagnennetzwerk Campact am Mittwoch morgen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin.
Bei dieser Gelegenheit überreichte der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund seinen Negativ-Preis „Schwarzer Pinsel“ für Kanzlerin Angela Merkel an Vertreter des Kanzleramtes. Außerdem wurden säckeweise tote Bienen vor dem Kanzleramt ausgeschüttet werden. Bienen spielen auch eine zentrale Rolle bei der wenige Tage später folgenden Großdemonstration „Wir haben es satt“ sowie bei einer vom ökologischen Imkerverband Mellifera e. V. veranstalteten Podiumsdiskussion zur Agrarpolitik auf der Grünen Woche.
Den Negativ-Preis „Schwarzer Pinsel“ verleiht der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund alljährlich demjenigen, der aus Sicht des Verbands der Imkerei am meisten schadet. Kanzlerin Merkel erhält ihn mit der Begründung, sie setze sich für Deutschland als Chemiestandort ein, an dem auf dem Acker statt Lebensmitteln immer mehr gentechnisch veränderte, nachwachsende Rohstoffe für die chemische Industrie hergestellt werden sollten. Davon sind die Imker unmittelbar betroffen, da der Pollen solcher gentechnisch veränderter Pflanzen zwangsläufig auch im Honig und damit in der Lebensmittelkette landet. Zudem beklagen die Imker, dass die Bienen zunehmend unter der industriellen Landwirtschaft mit ihren blütenarmen Monokulturen und dem hohen Pestizideinsatz litten. Beide Faktoren trügen entscheidend zum Bienensterben bei.
Unterstützt werden die Berufs- und Erwerbsimker bei ihrer Aktion vor dem Kanzleramt durch die Kampagne „Meine Landwirtschaft“, den ökologischen Imkerverband Mellifera e. V. sowie durch das Kampagnennetzwerk Campact. Die beiden letztgenannten haben schon im Vorfeld der Imkeraktion einen Internet-Appell an Landwirtschaftsministerin Aigner gestartet, sich für die bedrohten Bienen einzusetzen und nicht länger der Agrarlobby das Wort zu reden (https://www.campact.de/Bienen-Aktion). Innerhalb weniger Tage wurde der Online-Appell bereits von über 175.000 Menschen unterzeichnet.
Hintergrund für den Aufstand der Imker ist die derzeit zur Entscheidung anstehende gemeinsame Agrarpolitik der EU ab 2014. Bislang widersetzt sich Aigner dem EU-Vorschlag, Fördergelder nur noch an diejenigen Landwirte zu vergeben, die mindestens sieben Prozent ihrer Äcker ohne Pestizide und ökologisch vielfältig bewirtschaften. Dabei bieten solche so genannten ökologischen Vorrangflächen gute Bedingungen für Biene, Hummel, Schmetterlinge und andere Blütenbesucher und sind so auch ein wichtiger Baustein für den Erhalt einer artenreichen und gesunden Natur.
Die Aktion heute war deshalb nur der Auftakt zum Protest der Imker. Am 19. Januar werden sie bei der Demonstration „Wir haben es satt“ in Berlin an vorderster Front mitmarschieren und sich wie Tausende andere für den Erhalt einer bäuerlich geprägten Landwirtschaft einsetzen. Am 26. Januar schließlich veranstaltet Mellifera e. V. in der Biomarkt-Halle der Internationalen Grünen Woche eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bienen und Agrarpolitik“. Teilnehmer sind der Schweizer Regisseur Markus Imhoof, der derzeit mit seinem Bienen-Dokumentarfilm „More than honey“ für viel Aufsehen sorgt, sowie Mellifera-Vorstand Thomas Radetzki, Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufs- und Erwerbsimkerverbands und Vertreter von Politik, Agrarindustrie bzw. Bauernverband. Vor der Podiumsdiskussion sollen Landwirtschaftsministerin Aigner die gesammelten Unterschriften des Bienen-Appells übergeben werden.
Quelle: Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund