Kahlschlag in Lacomaer Teichlandschaft steht kurz bevor
Archivmeldung vom 12.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit dem Ende der Vegetationsperiode am 15. September darf der Energiekonzern Vattenfall in der Lacomaer Teichlandschaft bei Cottbus die Säge ansetzen und das ökologisch einmalige Gebiet unwiederbringlich zerstören, um die unter den Teichen liegende Braunkohle abzubaggern.
Der
Versuch der Grünen Liga, das Gebiet auf juristischem Weg zu retten, hat
nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin Brandenburg vom Juli
dieses Jahres keine überzeugenden Erfolgsaussichten mehr. ROBIN WOOD hat
bislang die Klage der Grünen Liga gemeinsam mit den Brandenburgischen
Landesverbänden von BUND und NABU unterstützt. Am vergangenen Freitag
ist ROBIN WOOD aus dem Klagebündnis ausgetreten. ROBIN WOOD wird nun
außerhalb der Gerichte den Protest gegen die Zerstörung des wertvollen
Teichgebietes und die klimafeindliche Braunkohlepolitik fortsetzen.
Vattenfall hat seine Klage darauf gestützt, der Konzern handle im
"übergeordneten öffentlichen Interesse". Tatsächlich aber ist die
Zerstörung der Teiche in aller erster Linie ein gutes Geschäft für
Vattenfall. Die Allgemeinheit wird hingegen mit den verheerenden Folgen
für Umwelt und Klima konfrontiert. Die AnwohnerInnen in der Lausitz
verloren ihr Zuhause. Eine Landschaft, in der 170 bedrohte Tier- und
Pflanzenarten leben, wird nun bald abgebaggert. Mit der Kohle heizt
Vattenfall das Klima auf unverantwortliche Weise weiter auf. Braunkohle
zu verstromen, ist die klimaschädlichste Form der Energiegewinnung
überhaupt. Obendrein zählt das Vattenfall-Kraftwerk Jänschwalde, in dem
die Kohle verheizt werden soll, zu den schlimmsten Dreckschleudern in
Europa.
"Wir werden weiterhin öffentlich anprangern, welche Umweltfrevel
Vattenfall im Namen der Allgemeinheit begeht. Alle Kundinnen und Kunden
von Vattenfall fordern wir auf, zu einem Ökostrom-Anbieter zu wechseln",
sagt Dirk Seifert, Energiereferent bei ROBIN WOOD. "Wir haben die
Erfahrung gemacht, dass viele Menschen diese Botschaft verstehen.
Vattenfall hatte noch nie so große Kundenverluste zu verzeichnen wie in
diesem Jahr, und durch das Zerstörungswerk in Lacoma wird der
Imageschaden noch größer werden."
Da das Land Brandenburg die Lacomaer Teichlandschaft als Schutzgebiet
entsprechend der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie nach
Brüssel gemeldet hatte, hätte das OVG den Fall eigentlich dem
Europäischen Gerichtshof vorlegen müssen. Diese Ansicht hatten die
obersten Verwaltungsrichter ursprünglich selbst vertreten, dann aber
hatten sie -- aufgrund nicht nachvollziehbarer Gründe -- innerhalb
weniger Wochen diese Ansicht wieder geändert und grünes Licht für die
Abbaggerung der Teichlandschaft gegeben. Damit setzt sich das OVG über
die einschlägige Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes hinweg
und trägt dazu bei, das Schutzgebietssystem der EU erheblich zu schwächen.
"Wenn es ausreicht, dass ein Konzern für das bloße Versprechen,
Arbeitsplätze in der Region zu schaffen, einen Freifahrtschein bekommt,
FFH-Gebiete vollständig zu verwüsten, dann fragt sich, was das
Naturschutzrecht noch wert ist", sagt Seifert. Hinzu kommt, dass
Vattenfall die Kosten des Verfahrens bewusst in die Höhe getrieben und
seine eigene Finanzkraft dazu missbraucht hat, die Umweltverbände unter
Druck zu setzen.
Quelle: Pressemitteilung ROBIN WOOD