Chinesische Städter ersticken im Feinstaub
Archivmeldung vom 14.02.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Luftverschmutzung durch Feinstaub nimmt in 272 Städten Chinas zu und bewirkt mehr Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommt die bisher größte epidemiologische Studie zum Thema. Laut Seniorautor Maigeng Zhou vom National Center for Chronic and Non-communicable Disease Control and Prevention gehört Feinstaub zu den Hauptthemen in Entwicklungsländern wie China.
"Ein neues Überwachungsnetzwerk hat uns ermöglicht, eine landesweite Studie durchzuführen, um die kurzfristigen Zusammenhänge zwischen PM 2,5 und der täglichen ursachenspezifischen Mortalität in China zu untersuchen." Es zeigte sich, dass die durchschnittliche jährliche Belastung der chinesischen Städte bei 56 Mikrogramm pro Kubikmeter (mg/m3) lag und damit deutlich über den 10 g/m3, der Richtlinie der WHO.
Jede Zunahme um zehn mg/m3 in der Luftverschmutzung stand mit einer 0,22-prozentigen Erhöhung der Sterblichkeit durch nicht unfallbedingte Todesursachen in Zusammenhang. Jede dieser Zunahmen stand mit einer 0,29-prozentigen Erhöhung der Sterbefälle durch Atemwegserkrankungen und einer Steigerung um 0,38 Prozent bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) in Zusammenhang.
Körperliche Schäden
Die Sterblichkeit war bei Menschen über 75 Jahren und bei Personen mit einer geringeren Bildung deutlich höher. Die Verbindung zwischen den PM-2,5-Werten und der Sterblichkeit war in Städten größer, die über eine höhere jährliche Durchschnittstemperatur verfügten. Die Forscher vermuten, dass die Unterschiede im Bildungsniveau zu umweltbedingten Ungleichheiten im Gesundheitsbereich führen und dass der Zugang zu medizinischer Versorgung einen Einfluss auf die Sterblichkeit hat.
Die Forscher schätzen, dass die Menschen in wärmeren Städten mehr Zeit im Freien und bei offenen Fenstern verbringen und damit die Feinstaubbelastung ansteigt. Laut den im "American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine" veröffentlichten Ergebnissen zeigt sich einen schwächerer Zusammenhang zwischen der Zunahme an PM 2,5 und der Sterblichkeit als in Studien, die in Europa oder Nordamerika durchgeführt worden waren.
Große Einschränkung
Es gibt eine Reihe möglicher Erklärungen. So könnte sich in den meisten chinesischen Städten die Anzahl der Todesfälle bei der größten Luftverschmutzung nicht verändert haben und die Bestandteile des Feinstaubs in China daher weniger giftig sein. Partikel aus der Erdoberfläche von trockenen Landstrichen und aus dem Bau sind in China häufiger für die Feinstaubbelastung verantwortlich als in Europa und Nordamerika.
In China wurde die PM-2,5-Überwachung in städtischen Gebieten 2013 eingeführt. Für die aktuelle Studie wurden für die Jahre 2013 bis 2015 zur Verfügung stehende Daten ausgewertet. Für fast die Hälfte der Städte der Studie waren jedoch nur Daten für ein Jahr vorhanden. Die Autoren betonen, dass eine Einschränkung darin besteht, dass die Studie nicht über einen langen Beobachtungszeitraum durchgeführt wurde.
Details als PDF unter: http://bit.ly/2kapSw3
Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann