NABU: Neue EU-Strategie zur Biologischen Vielfalt braucht Taten
Archivmeldung vom 03.05.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer NABU begrüßt die heute von EU-Umweltkommissar Janez Potočnik in Brüssel vorgestellte neue europäische Strategie zu Schutz und Wiederherstellung der Biologischen Vielfalt (EU-Biodiversitätsstrategie), hegt aber Zweifel an der Bereitschaft der Regierungen, sie in die Praxis umzusetzen. Von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner fordert der NABU, endlich entschlossen die Reform von Agrar- und Fischereipolitik voranzutreiben.
Nachdem das von den Staats- und Regierungschefs bereits 2001 verabschiedete Ziel, den weiteren Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen, gescheitert war, hatten die Staatschefs im vergangenen Jahr ein neues, ambitionierteres Ziel für 2020 beschlossen, um die natürlichen Lebensgrundlagen der Europäer bis 2020 vor der weiteren Zerstörung zu bewahren und wenigstens teilweise wiederherzustellen. Die heute vorgestellte Strategie nennt sechs konkrete Handlungsfelder: So sollen drei Viertel aller Vogelarten in einen günstigen Erhaltungszustand gebracht werden (derzeit sind dies nur etwa 50 Prozent), sowie ein Viertel aller wichtigen Lebensräume (gegenwärtig nur 17 Prozent). Gleichzeitig will die EU durch effizienteres Wirtschaften und ökologische Entwicklungspolitik mehr tun, um die Naturzerstörung in anderen Kontinenten aufzuhalten.
„Diese Strategie fasst zusammen, was die EU mindestens tun muss, um Europa vor dem ökologischen Kollaps zu bewahren“, kommentiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Voraussetzung ist allerdings, dass das EU-Parlament und der Umweltministerrat nun eine zügigere Umsetzung einfordern.“ Zugleich betont Miller: „Es ist nicht akzeptabel, dass die EU erst 2020 den Rückgang der Arten und Lebensräume endgültig gestoppt haben will - dieses Ziel hatte man sich bereits für 2010 gesetzt und weit verfehlt.“
Großen Reformbedarf sieht der NABU in der EU-Agrar- und Fischereipolitik, da sie die Hauptschuldigen an der Verarmung der europäischen Natur sind. Bereits auf dem Weltnaturschutzgipfel im vorigen Jahr im japanischen Nagoya hatten sich die Europäer für einen ökologischen Umbau und den Abbau umweltschädlicher Subventionen bis 2020 verpflichtet. In der neuen EU-Strategie kündigt die Kommission nun an, künftig mehr Agrarsubventionen für den Schutz der ländlichen Ökosysteme auszugeben. Auch sollen die EU-Flotten bis spätestens 2015 nicht mehr Fische fangen als im Meer nachwachsen können. „Doch generell besteht die große Gefahr, dass die nationalen Regierungen die zaghaften Reformvorschläge der Kommission in den Ministerräten wieder zusammenstreichen, damit weiter die einflussreichen Lobbys der Agrar- und Fischereiindustrie von den Brüsseler Subventionen profitieren, statt endlich Landwirte und Fischer zu unterstützen, die sich um die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Lebensgrundlagen kümmern“, warnt Miller. Bundesministerin Aigner müsse endlich eindeutig Farbe bekennen und den ökologischen Umbau der Landwirtschaft und Fischereipolitik voranbringen. Ohne deutsche Unterstützung drohe ein Scheitern der Reformen in Brüssel. Damit wäre die Biodiversitätsstrategie ihr Papier nicht wert und auch die Ziele für 2020 würden gnadenlos scheitern.
Quelle: NABU - Naturschutzbund Deutschland