Affen passen Fellpflege stets an soziales Umfeld an
Archivmeldung vom 12.07.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFreilebende Schimpansen und Rußmangaben wählen ihre Fellpflegepartner anhand einer Vielzahl von Kriterien aus, darunter ihre soziale Beziehung zum Partner und dessen Rang. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. Ihren Beobachtungen im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste zufolge vermeiden es die Tiere beider Arten, das Fell von Artgenossen mit anwesenden Freunden zu pflegen, da diese die Interaktion stören könnten.
Sozialer Rang bedeutsam
Die gegenseitige Fellpflege spielt innerhalb dieses Systems eine besondere Rolle, da die Tiere Gefälligkeiten erwarten können. Verschiedene Gruppenmitglieder bieten ihrem Rang und ihren Fähigkeiten entsprechend verschiedene Gegenleistungen an. Beispielsweise sind hochrangige Tiere eine besonders wertvolle Unterstützung bei einem Kampf. Da die Zeit für Fellpflege begrenzt ist, bemühen sich alle, den jeweils besten Partner aus allen verfügbaren Kandidaten auszuwählen.
Interessanterweise hängt der Erfolg der Interaktion aber nicht nur vom Individuum selbst und seinem ausgewählten Partner ab, sondern auch vom Publikum: Hat der Partner einen Freund unter den Anwesenden, könnte dieser sich einmischen oder der Partner könnte die Fellpflege vorzeitig beenden. In beiden Fällen wären Zeit und Mühe umsonst gewesen.
Weibchen mit Babys bevorzugt
"Die Auswahl eines Fellpflegepartners aus zehn, 15 möglichen Kandidaten - einige davon Freunde, ranghohe Tiere oder Weibchen mit Babys - ist eine schwierige Aufgabe. Und dennoch wählten Schimpansen und Rußmangaben ihre Partner flexibel aus", sagt Erstautor Alexander Mielke. "Sowohl Mangaben als auch Schimpansen betreiben am liebsten mit Weibchen Fellpflege, die ein Baby haben, was man von Schimpansen bisher nicht wusste. Beide Arten nutzten die soziale Fellpflege zur Versöhnung nach Auseinandersetzungen und wählten als Partner häufiger ihre Freunde aus."
Laut den Forschern war am auffälligsten, dass bei beiden Arten die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Partner stark vom sozialen Umfeld abhing. "Schimpansen und Mangaben vermieden es, Tieren das Fell zu pflegen, deren Freunde sich in der Nähe aufhielten und die Interaktion möglicherweise stören könnten oder die vielleicht selbst lieber das Fell ihrer Freunde pflegen würden", erklärt Mielke.
"Sie bevorzugten Partner, die im Vergleich zu anderen anwesenden Kandidaten ranghöher waren, unabhängig von ihrem Rang in Gemeinschaft. Beide Arten entscheiden also flexibel und berücksichtigen dabei die Informationen, die sie über alle verfügbaren Partner und ihr soziales Umfeld haben, um den maximalen Nutzen aus ihrer Entscheidung zu ziehen", so Mielke. Diese Ergebnisse zeigen, dass Primaten nicht nur über den Rang und die sozialen Beziehungen ihrer Artgenossen Bescheid wissen, sondern dass sie viele Individuen gleichzeitig beurteilen und flexibel die für sie beste Option wählen können.
Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann