NABU ehrt RWE-Chef Harry Roels mit "Dinosaurier des Jahres 2006"
Archivmeldung vom 28.12.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer NABU hat Harry Roels, Vorstandsvorsitzender der RWE AG, mit dem "Dinosaurier 2006" -- Deutschlands peinlichstem Umweltpreis -- ausgezeichnet. "Mit seiner hemmungslosen Atompolitik und dem provozierenden Antrag auf Laufzeitverlängerung für Deutschlands ältesten und störanfälligsten Reaktor Biblis A hat sich Harry Roels die Trophäe mehr als verdient", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Roels habe einen erneuten Streit um die Fortführung der
Kernenergie ausgelöst und durch die Hintertür versucht, den Weg für
den Ausstieg aus dem Ausstieg von RWE & Co. zu ebnen.
Mit dem RWE-Antrag vom September auf Laufzeitverlängerung für den
Schrott-Reaktor Biblis A sei der von den Stromkonzernen und der
rot-grünen Bundesregierung mühselig ausgehandelte Atomkonsens aus
reiner Profitgier wieder aufgeschnürt worden. Harry Roels halte an
einer Risikotechnologie fest, nur um satte Gewinne einzustreichen.
Ohne den Atomausstieg gebe es keinen Umbau der Energieversorgung in
Deutschland. "Wie glaubhaft sind noch die Bosse der großen
Stromkonzerne, wenn sie wie Herr Roels frei nach dem Motto handeln
'Was interessiert uns unser Geschwätz von gestern', und damit nicht
nur die Sicherheit vieler Bürger gefährden, sondern nachfolgenden
Generationen Berge radioaktiven Mülls hinterlassen", so Tschimpke. 20
Jahre nach Tschernobyl habe zuletzt der Vorfall im schwedischen
Atomkraftwerk Forsmark im Sommer diesen Jahres gezeigt, dass es zum
Atomausstieg keine Alternative geben dürfe.
In den letzten 30 Jahren sind in Biblis A und B insgesamt 737
meldepflichtige Störfälle aufgetreten. Zu der bisher gefährlichsten
Panne im Block A kam es 1987, als die Bedienungsmannschaft
Warnhinweise ignorierte. Experten sind der Überzeugung, dass dadurch
die konkrete Gefahr eines GAU (Größter anzunehmender Unfall) mit
dramatischen Folgen bestand. Wie RWE-Chef Roels bei dieser
Pannen-Bilanz den Eindruck einer unfehlbaren Technologie erwecken
will, ist für den NABU nicht nachvollziehbar. Derzeit ist das
Doppelkraftwerk abgeschaltet, weil rund 50 Prozent aller
Schwerlastdübel falsch montiert worden sind.
Auch in punkto Klimaschutz hat der Essener Energiekonzern nichts zu
bieten. Der Kraftwerkspark von Deutschlands zweitgrößtem
Stromanbieter wird neben gefährlichen Atomkraftwerken von
klimaschädlichen Kohlekraftwerken dominiert. RWE will bis 2020
mehrere neue Kohlemeiler bauen. RWE ist Deutschlands größter
Betreiber von Braunkohlekraftwerken. Der Konzern ist in Europa für 15
Prozent der Kohlendioxid-Emissionen aus der Stromproduktion
verantwortlich und mit jährlich 168 Millionen Tonnen Kohlendioxid der
größte Produzent von Treibhausgasen. "Das Kerngeschäft des von Harry
Roels gelenkten Konzerns ist die Energieerzeugung mit
Uralt-Technologien. Angesichts von Klimawandel und endlichen
Ressourcen ist eine Energiewende dringend notwendig. Die ist mit RWE
leider nicht in Sicht", so Tschimpke.
Mit dem "Dinosaurier des Jahres", der aus Zinn gegossenen und 2,6
Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der NABU
seit 1993 solche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die
sich sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die
Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz als besonders
antiquiert erwiesen haben. Weitere prominente Dino-Preisträger sind
u.a. der frühere Präsident des Bundesverbandes der Deutschen
Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, der Präsident des Deutschen
Bauernverbandes (DBV), Gerhard Sonnleitner und der Präsident des
Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg
Braun.
Quelle: Pressemitteilung NABU