Streit um Schweine der NRW-Landwirtschaftsministerin
Archivmeldung vom 13.07.2017
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Freigeschaltet durch André Ott"Auch für mich sind das erdrückende Bilder. Aber sie stellen eine Momentaufnahme dar." Live bei stern TV äußerte sich der zuständige Kreisveterinär zu Bildern aus einem Schweinestall in Steinfurt. Entstanden waren die Bilder in einem Betrieb, an dem die neue NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking bis zu ihrem Amtsantritt zu 50 Prozent beteiligt war.
Die Aufnahmen zeigen Schweine, deren Schwänze angefressen und entzündet waren, Schweine mit Bisswunden und Nippeltränken, die nachts abgestellt waren, so dass die Tiere nicht wie vorgeschrieben jederzeit Zugang zu frischem Wasser hatten. Wie kann es sein, dass der Mastbetrieb dennoch mit dem QS-Siegel ausgezeichnet war? Und warum ist das Veterinäramt hier nicht eingeschritten?
"Ich habe den Betrieb mehrfach kontrolliert und dort auch deutlich andere Bilder gesehen", sagte Kreisveterinär Dr. Christoph Brundiers im Gespräch mit Steffen Hallaschka. Die bei stern TV gezeigten Aufnahmen "decken sich nicht mit den bisherigen Erkenntnissen aus dem Betrieb", so Brundiers. Der Veterinär räumte im stern TV-Studiogespräch allerdings auch ein, dass es zwischen dem 10.04.2014 und dem 07.07.2017 keine tierschutzrechtlichen Überprüfungen des Veterinär-und Lebensmittelüberwachungsamtes Steinfurt in den Betrieben der Familie Schulze Föcking gab. "Und natürlich ist das Kontrollintervall ein Problem."
Mit Unverständnis reagierte Tierärztin Ophelia Nick im stern TV-Studiogespräch auf die Aussagen Brundiers: "Jeder, der die starken Verletzungen der Tiere sieht, kann sich vorstellen, dass das nicht von einem auf den anderen Tag passiert." Und, so Nick: "In einem vorbildlichen Betrieb wäre das verletzte Tier in eine Krankenbucht gekommen. Es muss alleine stehen."
Dass dieser Betrieb dennoch ein QS-Siegel habe, bezeichnete Christian Adam von der Tierschutzorganisation "tierretter.de e.V." als Augenwischerei. "Was so ein Prüfsiegel wert ist, sieht man an diesen Aufnahmen - nämlich nicht viel", so der Tierschützer.
stern TV hatte auch den betroffenen Hof mit den Vorwürfen konfrontiert, der in einer schriftlichen Stellungnahme erklärte: Man fühle sich "aus tiefer Überzeugung dem Wohl der Tiere verpflichtet." Weiter räumt der Betrieb ein, dass es "in einem kurzen Zeitraum des ersten Halbjahres 2017 innerhalb der Mast des Betriebes zu außergewöhnlichen Krankheitsverläufen kam." Der Betrieb habe aber sofort eine veterinärmedizinische Behandlung der Tiere veranlasst. Zudem "sahen wir uns gemeinsam mit der Tierärztin gezwungen, in einzelnen Fällen Nottötungen durchzuführen. Und zu den Tränken heißt es: Die Amtstierärztin habe keine Auffälligkeiten vorgefunden.
Quelle: STERN TV (ots)