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BtL: Biokraftstoff der Zukunft

Archivmeldung vom 18.05.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

BtL-Kraftstoffe spielen in der Biokraftstoffstrategie der Bundesregierung eine wichtige Rolle. Noch besteht jedoch Bedarf bei Forschung und Entwicklung und dem Bau von Versuchsanlagen. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), Projektträger des Bundeslandwirtschaftsministeriums, ist dafür die bundesweite Anlaufstelle.

Sie unterstützt zahlreiche Forschungsprojekte vom Energiepflanzenanbau bis hin zum Pilotanlagenbau. Auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Akteuren der noch jungen Branche ist ihre Aufgabe.

Angesichts sich verknappender Erdölressourcen und Klimaschutzprobleme sind alternative Kraftstoffe ein Thema, mit dem sich auch die Bundesregierung intensiv beschäftigt. In ihrer Kraftstoffstrategie hat sie vier Alternativen identifiziert, die das höchste Potenzial zur Verbrauchsminderung fossiler Kraftstoffe aufweisen. Eine davon sind BtL-Kraftstoffe.

Noch ist er an keiner Tankstelle erhältlich, aber BtL(Biomass-to-Liquid)-Kraftstoff bietet ein großes Mengenpotenzial und gute technische Eigenschaften. Theoretisch ist jegliche organische Biomasse für die Herstellung nutzbar und aufgrund seiner Anpassbarkeit an die Motortechnik verbrennt er vergleichsweise emissionsarm. Zudem kann er in Form einer Beimischung oder auch als Reinkraftstoff in bestehenden Fahrzeugen ohne Anpassung der Motoren eingesetzt werden.

BtL-Kraftstoff ist aber nicht nur verbrauchsseitig interessant, er birgt auch für die Rohstoffproduzenten, die einheimische Land- und Forstwirtschaft, Potenziale. Dies war einer der Gründe für die FNR, sich schon sehr früh mit dem Thema zu befassen. Der FNR geht es bei der geplanten BtL-Produktion im industriellen Maßstab vor allem um einen ganzheitlichen Ansatz. "Wichtig ist es, alle Ebenen der Prozesskette im Auge zu behalten", erklärt Andreas Schütte, Geschäftsführer der FNR. "Die Biodiversität muss bei der Biomasseerzeugung gewährleistet bleiben oder sich sogar erhöhen, deshalb fördern wir Projekte, in denen - teilweise altbekannte - Kulturarten auf ihre Eignung als Energiepflanze getestet oder züchterisch verbessert werden. Für ihren Anbau bieten sich neue, auch unter Umweltgesichtspunkten vorteilhafte Methoden wie der Mischfruchtanbau oder das Zweikulturnutzungssystem an, bei dem pro Jahr mehrmals geerntet wird.

Die Landwirtschaft muss eine möglichst hohe zusätzliche Wertschöpfung realisieren, deshalb sollte sie die Rohstoffe nicht nur anbauen, sondern auch aufbereiten. Geschlossene Nährstoffkreisläufe sind ebenfalls wichtig. Für all diese Fragestellungen gibt es interessante Ansätze, die in den von uns geförderten Projekten untersucht werden", erläutert Schütte. So erprobt man zum Beispiel an der Universität Kassel die Entwässerung von Pflanzensilage mit Hilfe von Schneckenpressen. Dabei verbleiben Nährstoffe im Presssaft, der damit für die Biogaserzeugung geeignet ist. Der entwässerte Rückstand wiederum wird mit der Abwärme der Biogasanlage getrocknet und kann in der BtL-Produktion genutzt werden. Die Gärreste aus der Biogasanlage schließlich sind ein hervorragender Dünger.

Auch bei den Herstellungsverfahren für den Kraftstoff stehen verschiedene Ansätze zur Diskussion. Die FNR unterstützt zusammen mit Unternehmen der Energieversorgung, des Anlagenbaus, der Mineralöl- und der Automobilwirtschaft zwei Projekte zum Bau von Versuchsanlagen, die auf eine Verdichtung der Rohstoffe setzen, um deren Energiegehalt zu erhöhen. Der ist bei Biomasse deutlich geringer als bei Erdöl, ein hoher Aufwand bei Transport und Logistik sind die Folge.

Schütte ist überzeugt, dass die BtL-Produktion, die nach FNR-Berechnungen im Jahr 2020 bis zu 25 Prozent unseres Kraftstoffbedarfs ersetzen könnte, beträchtliche Chancen für Landwirtschaft und verfahrenstechnische Industrie birgt, auch wenn noch einige offene Fragen zu klären sind: "BtL-Kraftstoffe sind mehr als eine Brückentechnologie ins Wasserstoffzeitalter. Ich sehe sie als langfristige Option, die parallel zum regenerativ erzeugten Wasserstoff einen festen Platz als Energieträger für unsere Mobilität einnehmen werden." Damit ist er sich im Grundsatz auch mit der Automobilindustrie einig, die auf einer Presseveranstaltung in Berlin jüngst ihre eigene Kraftstoffstrategie vorstellte. Diese will sich explizit nicht nur auf eine Kraftstoffart fokussieren, sondern setzt auf ein Bündel von Maßnahmen, das neben Effizienzsteigerung, Hybridantrieben und Wasserstoff auch BtL-Kraftstoffe beinhaltet.

Quelle: Pressemitteilung Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)

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