Reederei der "Queen Mary 2" Vorreiterin bei Schiffsfarben ohne TBT-Gift
Archivmeldung vom 02.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit einer drei mal zwei Meter großen, gelben "Welcome"-Fahne haben 20 Greenpeace-Aktivisten auf einem sechs Meter langen schwarzen Schlauchboot heute Morgen den Ozeanriesen "Queen Mary 2" im Hamburger Hafen willkommen geheißen - umringt von fünf weiteren Greenpeace- Booten.
Die Cunard-Reederei, der die "Queen Mary
2" gehört, hatte sich vor sechs Jahren nach Greenpeace-Protesten als
erste internationale Reederei verpflichtet, den giftigen
Unterwasseranstrich TBT (Tributylzinn) in der gesamten Schiffsflotte
zu ersetzen. TBT ist eines der stärksten Umweltgifte mit stark
hormoneller Wirkung bei Meerestieren.
Cunard hatte Greenpeace im November 1999 nach einer Protestaktion
an der "Queen Elizabeth 2" schriftlich zugesichert, fortan auf seinen
Schiffen keine TBT-Farben mehr zu verwenden.
"Für die Meere ist der
Verzicht auf TBT eine Entlastung angesichts ständig wachsender
Umweltgefahren durch Einleitungen von Chemikalien und Öl, Klimawandel
und Überfischung", .sagt Manfred Krautter, Chemieexperte bei
Greenpeace, der die TBT-Kampagne von Anfang an betreut hat. Der
Cunard-Verzicht war ein Durchbruch für das weltweite TBT-Verbot durch
die Internationale Maritime Organisation (IMO), das 2003 in Kraft
trat. "Es wäre gut, wenn auch andere Unternehmen umweltfreundlich
handelten, bevor sie vom Gesetzgeber dazu gezwungen werden", so
Krautter.
TBT ist ein so genanntes Dauergift, das das Hormonsystem schädigt.
Das Gift führt unter anderem bei Meeresschnecken zu Missbildungen bei
Austernbänken zum Absterben. TBT wurde in Unterwasserfarben
verwendet, um den Bewuchs von Schiffsrümpfen mit Algen, Seepocken und
Muscheln zu verhindern. Der Bewuchs erhöht den Treibstoffverbrauch.
"Die 'Queen Mary 2' trägt einen TBT-freien Anstrich, wie es die
Gesetze vorsehen", sagt Manfred Krautter, "allerdings hat Cunard
leider keinen völlig giftfreien Anstrich gewählt."
Der
Unterwasserlack enthält nach Angaben des US-Fachmagazins "Material
Performance" noch einen Teil Biozide. Greenpeace fordert den Einsatz
gänzlich giftfreier Anstriche.
Der Verzicht auf TBT entlastet nicht nur die Meere. Das Dauergift
ist eine Gefahr für den Menschen, der es aus Fischen oder
Konsumprodukten aufnehmen kann. 1999 und 2000 wies Greenpeace das
Gift in Fischen, Seehunden und sogar in Windeln und Sportkleidung
nach.
Die IMO, die Weltschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen,
hat 2001 ein weltweites totales TBT-Anwendungs-Verbot für
Unterwasseranstriche ab 2003 beschlossen und verfügt, dass ab 2008
auch alte TBT-Anstriche von Schiffen entfernt sein sollen. Die
Europäische Union hat das Verbot im Juli 2002 ratifiziert. Damit es
weltweit in Kraft tritt, müssen allerdings noch mehr Staaten das
Abkommen unterzeichnen und in nationales Recht umsetzen. "Erst dann
ist sichergestellt, dass keine Reederei mehr TBT-Farben irgendwo auf
der Welt auf ihre Schiffsrümpfe auftragen lässt," so Krautter.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace