Terrorgefahr für große Industrieanlagen - BUND fordert Stilllegung von Risiko-AKW
Archivmeldung vom 11.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFünf Jahre nach dem Angriff auf das World Trade Center in New York hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erneut auf die Terrorrisiken für große Industrieanlagen hingewiesen. Dies betreffe in erster Linie Atomkraftwerke.
Der gezielte Absturz eines Passagierflugzeugs oder
ein Anschlag mit panzerbrechenden Waffen auf eine Atomanlage könnte
weite Landstriche in Europa unbewohnbar machen. Die Befürworter
verlängerter Laufzeiten und die Atomkraftwerksbetreiber blendeten
diese Risiken völlig aus. Nach den Anschlägen vom 11. September habe
es zwar eine kurze Debatte darüber gegeben. Flugabwehrgeschütze
sollten Atomanlagen sichern, Nebelwerfer Atomkraftwerke unsichtbar
machen oder Betonmasten Flugzeuge am Anfliegen hindern. Derartige
Maßnahmen böten jedoch keinen ernst zu nehmenden Schutz gegen
Terrorangriffe.
Vier Atomkraftwerke in Deutschland seien besonders gefährdet:
Biblis A in Hessen, Brunsbüttel in Schleswig-Holstein, Isar 1 in
Bayern und Philipsburg 1 in Baden-Württemberg. Diese Reaktoren hätten
sehr dünne Betonkuppeln und seien lediglich gegen einen Aufprall von
Sportflugzeugen oder kleinen Militärflugzeugen gewappnet. Bei Biblis
A fehle zudem eine Notstandswarte in einem eigenen verbunkerten
Gebäude. Im Umkreis von 50 Kilometern um Biblis lägen insgesamt 36
zivile bzw. militärische Flughäfen. Das AKW Brunsbüttel befinde sich
in der Nähe dreier Flugkorridore. Bemerkenswert sei auch ein Vorfall
vom 30. März 1988. Damals stürzte ein französisches Kampfflugzeug vom
Typ "Mirage" nur zwei Kilometer entfernt vom AKW Isar I in den Wald.
Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer: "Bisher ist nichts passiert, außer sinnlosen Versuchen mit Vernebelungsmaschinen. Es geht nicht darum, Panik zu verbreiten. Aber es nützt auch nichts, angesichts der Risiken den Kopf in den Sand zu stecken. In Zusammenhang mit den Terrorgefahren wird stets die Erhöhung der inneren Sicherheit angemahnt, das Abschalten gefährlicher Atomkraftwerke wäre ein wirksamer Beitrag dazu."
Quelle: Pressemitteilung Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)