Sicherheitsmängel in Vattenfall-Atommeilern und Informationspolitik
Archivmeldung vom 09.07.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlAnlässlich der heutigen Aufsichtsgespräche zwischen Vattenfall, dem Kieler Sozialministerium und dem Bundesumweltministerium fordert die Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD: Nach der Serie von Pannen und Störfällen in den AKW Brunsbüttel und Krümmel und der Vertuschungs- und Verharmlosungs-Politik des Betreibers Vattenfall fordert die Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD die umgehende Absetzung des verantwortlichen Geschäftsführers von Vattenfall Europe Nuclear Energy, Bruno Thomauske.
"Bruno Thomauske beweist zum wiederholten Male, dass er der Aufgabe und Verantwortung als Geschäftsführer der Atomenergiesparte bei Vattenfall nicht gewachsen ist", so der Energiereferent Dirk Seifert von ROBIN WOOD. "Schon nach den Ereignissen um die Notstromversorgung in den AKWs Forsmark und Brunsbüttel sorgte Vattenfall unter seiner Leitung für eine erhebliche und unverantwortliche Desinformationspolitik. Nicht nur die Öffentlichkeit wurde in die Irre geführt und belogen, selbst die Behörden wurden mangelhaft oder fehlerhaft unterrichtet."
Eine derart umfassende und beunruhigende Liste von sicherheitsrelevanten Mängeln, wie sie nach dem Brand im AKW Krümmel aufgetreten sind, eine Woche lang zu verschweigen, ist nicht hinzunehmen. Rauchgas dringt in die zentrale Steuerwarte des Atommeilers ein und zwingt Mitarbeiter Atemschutz anzulegen, Stromausfall in der Zentrale während einer Schnellabschaltung, Ausfall einer für den Notfall enorm wichtigen Speisewasserpumpe, fehlerhafter manueller Eingriff des Reaktortechnikers mit der Folge eines drastisch sinkenden Kühlwasserstandes.
"Über diese Dinge haben Vattenfall und Geschäftsführer eine Woche lang geschwiegen und behauptet, dass es keine Auswirkungen durch den Trafo-Brand auf den Reaktor gegeben hat. Die Absetzung von Thomauske sollte die erste Maßnahme sein, mit der Vattenfall die gravierenden Sicherheitsmängel beseitigt. Die endgültige Stillegung der Atommeiler Brunsbüttel und Krümmel sollte die zweite Konsequenz sein, die Vattenfall endlich ziehen muss," so Dirk Seifert.
Der Energiereferent von ROBIN WOOD erneuert die Forderung, dass die Kieler Atomaufsicht eine umfassende und detaillierte Überprüfung aller sicherheitsrelevanten technischen und organisatorischen Gegebenheiten bei Vattenfall vornehmen muss: "Derzeit kann eine verantwortliche Position nur die sein, Vattenfall die Lizenz wegen mangelnder atomrechtlicher Zuverlässigkeit zu entziehen und die Reaktoren Brunsbüttel und Krümmel dauerhaft abzuschalten."
Nach den bisher bekannt gewordenen Störfällen im Reaktor stellen sich gravierende Fragen für die Sicherheit des AKW Krümmel:
Die Steuerwarte ist der zentrale Überwachungsraum für den Atommeiler.
Wie kann es sein, dass dioxinhaltiges Rauchgas hier eindringen kann und die Techniker dazu zwingt, mit Atemschutz zu arbeiten? Muss man also befürchten, dass radioaktiv verseuchte Luft in Folge eines atomaren Störfalls ebenfalls in die Steuerzentrale gelangt wäre? Der Reaktor wäre binnen kürzester Zeit führungslos.
Durch eine grob fehlerhafte manuelle Bedienung des Reaktors sorgt ein Mitarbeiter während der laufenden Notabschaltung dafür, dass der Wasserstand um den hochradioaktiven Kern schlagartig um drei Meter abgesenkt wird und der radioaktive Wasserdampf in spezielle Auffang-Kammern entweicht. Wäre es nicht gelungen, die fehlerhaft geöffneten Ventile wieder zu schließen, wäre eine mehr als kritische Situation eingetreten. Außerdem versagt eine der für die Notkühlung wichtigen Speisewasserpumpen. Hätten weitere Sicherheitssysteme in diesem Fall ebenfalls versagt, wäre der hochradioaktive Reaktorkern innerhalb kürzester Zeit freigelegt und ohne Kühlung gewesen. Das wäre der GAU. Das in dieser kritischen Situation ein Stromausfall in der Anlage auftritt, ist zusätzlich beunruhigend.
Quelle: Pressemitteilung ROBIN WOOD