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Erbgut-Analyse erklärt rätselhafte Verbreitung von asiatischen Libellen

Archivmeldung vom 31.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Exemplar der Japanischen Epiophlebia (E. superstes).
Quelle: Foto: Kazunori Yoshizawa (idw)
Exemplar der Japanischen Epiophlebia (E. superstes). Quelle: Foto: Kazunori Yoshizawa (idw)

Bei manchen Tier- oder Pflanzenarten leben die einzelnen Populationen sehr weit voneinander getrennt. Durch den Vergleich von Erbgut-Analysen kann darauf geschlossen werden, wie lange die Populationen schon isoliert voneinander existieren. Ein internationales Forscherteam, unter anderem von der Universität Göttingen, hat Teile des Erbguts von verschiedenen Populationen asiatischer Libellen untersucht und verglichen. Ihre Studie zeigt, dass die letzte Eiszeit das heutige Vorkommen von seltenen Libellen in Asien stark beeinflusst hat. Die Ergebnisse sind in der internationalen Fachzeitschrift PLoS ONE erschienen.

Larve der Nepalesischen Epiophlebia (E. laidlawi).
Quelle: Foto: Universität Göttingen (idw)
Larve der Nepalesischen Epiophlebia (E. laidlawi). Quelle: Foto: Universität Göttingen (idw)

Asiatische Libellen, die zur Gattung Epiophlebia gehören, sind beispielhaft für ein rätselhaftes Verbreitungsmuster. Sie kommen weltweit nur in drei voneinander isolierten Gebieten vor: im Himalaya, etwa 5.000 Kilometer weit davon entfernt in Japan sowie im nordöstlichen China. Diese Libellen gehören zu einer vermutlich sehr alten, einzigartigen Gruppe, die eine verwandtschaftliche Stellung zwischen den Groß- und den Kleinlibellen einnimmt. Sie hat eine ganz besondere Lebensweise: Ihre Larven können sich nur in sehr kühlen Gebirgsbächen entwickeln. „Diese Libellen sind sehr selten, und es war schwierig, überhaupt geeignetes Material für die Sequenzierung zu bekommen. Dafür haben wir modernste Untersuchungsmethoden eingesetzt, die sonst in der Anthropologie bei der Untersuchung historischer menschlicher DNA eingesetzt werden“, sagen Sebastian Büsse und Philipp von Grumbkow, beide Diplom-Biologen vom Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Universität Göttingen.

Das Forscherteam – bestehend aus Wissenschaftlern der Universität Göttingen, des Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstituts, von der Hindu Kush Himalayan Benthological Society (Nepal), von der Harbin Normal University (China) und von der Hokkaido University (Japan) – konnte mithilfe technisch aufwändiger Methodik zeigen, dass sich das Erbgut der verschiedenen Epiophlebia-Populationen erstaunlich wenig unterscheidet. „Dies bedeutet, dass der Vorfahre der heutigen Epiophlebia-Arten während der letzten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren wahrscheinlich in ganz Südostasien weit verbreitet war. Zu dieser Zeit gab es dort überall kalte Gebirgsbäche. Erst mit Beginn der jetzigen Warmphase wurden passende Lebensräume rar und das jetzige merkwürdige Verbreitungsmuster entstand“, erläutert der Leiter des Forscherteams, Privatdozent Dr. Thomas Hörnschemeyer vom Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie. „Angesichts des aktuellen Klimawandels und der engen ökologischen Ansprüche der Epiophlebia-Libellen sind die Aussichten für ihr langfristiges Überleben als sehr gering einzuschätzen.“

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen (idw)

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