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Zoo-Nashörner zu oft mit Antibiotika behandelt

Archivmeldung vom 25.02.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.02.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Breitmaulnashorn: Haltung gilt als einfach. Bild: vetmeduni.ac.at, Chris Walzer
Breitmaulnashorn: Haltung gilt als einfach. Bild: vetmeduni.ac.at, Chris Walzer

Nashörner werden häufig ohne ausreichende Diagnose mit Antibiotika und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Erkrankungen werden so oft übersehen. Zu diesem Schluss kommen Wildtierexperten der Vetmeduni Vienna in einer europaweiten Online-Umfrage in Zoos. Von 70 angefragten Zoos nahmen 45 an der Umfrage teil. Ein Zoo aus Israel beteiligte sich auch an der Befragung. Die erhobenen Daten basieren auf insgesamt 159 Nashörnern.

"Wir wollten herausfinden, welche Probleme es in europäischen Zoos gibt und was verbessert werden könnte. Mit Ausnahme des Reproduktionstraktes ist aus der wissenschaftlichen Literatur bislang nur wenig zur Gesundheit dieser Nashörner in Gefangenschaft bekannt. Auch das Management in den unterschiedlichen Zoos ist sehr verschieden", erklärt Annika Posautz, Erstautorin der Studie, die im "Journal of Zoo and Aquarium Research" veröffentlicht wurde.

Laut der Umfrage leiden die Tiere vor allem unter Erkrankungen der Haut, der Verdauungs- sowie der Fortpflanzungsorgane. Bei den Hauterkrankungen handelt es sich häufig um Kampfwunden, die sich die Tiere untereinander zufügen. Darm- und Magenentzündungen zählten zu den häufigsten Erkrankungen des Verdauungstraktes der Breitmaulnashörner. "In vielen Fällen werden die Tiere nur oberflächlich untersucht. Die tatsächlichen Ursachen der Erkrankungen können deshalb selten gefunden werden", erläutert Wildtierexpertin Posautz.

Verabreichung ohne klare Diagnose

Laut den Wiener Fachleuten sind viele Zootierärzte immer noch zu zögerlich, die Nashörner für eine ausführliche Untersuchung und Therapie zu narkotisieren. Denn für viele Tierärzte ist eine Wildtiernarkose mit großem Aufwand und einem vermeintlich hohen Risiko verbunden. Besonders alarmierend: Viele Tiere wurden über mehrere Monate hinweg Antibiotika und entzündungshemmenden Medikamente verabreicht - in vielen Fällen ohne exakte Diagnose.

"Solche Medikamente sind für kurzzeitige Behandlungsmaßnahmen gut geeignet. Eine dauerhafte Gabe ohne fundierte Diagnose ist in unseren Augen gefährlich für die Tiere", betont Posautz. "Tatsächliche Erkrankungen, an denen das Tier leidet, bleiben so versteckt." Die Empfehlung: "Regelmäßige Untersuchungen, wie beispielsweise parasitologische Screens und Blutuntersuchungen, könnten viele Erkrankungen im Vorfeld verhindern. Auch medizinische Trainings-Programme und der Einsatz von Narkosen für rechtzeitige und ausführliche Untersuchungen und Therapien müssen in Betracht gezogen werden."

Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann

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