Verbraucher bezahlen mehr als 100 Mio. Euro für Abregelung von Windrädern
Archivmeldung vom 22.07.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Stromverbraucher in Deutschland haben 2014 so viel für die Zwangsabregelung von Windrädern bezahlt wie noch nie. Nach Informationen des Wirtschaftsmagazins 'Capital' (Ausgabe 8/2015, EVT 23. Juli) übertrafen die Entschädigungen an die Betreiber von Erneuerbaren-Anlagen erstmals die Grenze von 100 Mio. Euro - nach 43,7 Mio. Euro im Jahr 2013. Allein die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und 50Hertz, in deren Versorgungsgebieten im Norden und Osten des Landes der weitaus größte Teil der deutschen Windkraftleistung installiert ist, zahlten zusammen rund 80 Mio. Euro für nicht ins Netz eingespeisten Strom.
Nach Unternehmensangaben fielen bei Tennet etwa 55 Mio. Euro an, bei 50Hertz waren es 25 Mio. Euro. Hinzu kommt ein zweistelliger Millionenbetrag bei den Betreibern der örtlichen Verteilnetze, an die die Mehrheit der Erneuerbaren-Anlagen angeschlossen ist. Bei den betroffenen Anlagen handelt es sich in etwa neun von zehn Fällen um Windräder, die wegen Überlastung der Stromnetze aus dem Wind gedreht werden müssen. Die Entschädigungen für die Eigentümer werden über die Netzentgelte von den Stromkunden bezahlt.
Auch für dieses Jahr erwarten die Netzbetreiber eine weitere drastische Zunahme der Eingriffe. Allein für Tennet würden die Kosten voraussichtlich 150 Mio. Euro erreichen, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Urban Keussen, dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'. "Die Erneuerbaren drücken ins Stromnetz und es gibt immer mehr Netzengpässe, die wir nur entlasten können, indem wir sogar Windkraftanlagen abregeln." Tennet betreibt unter anderem die Strom-Autobahnen in Schleswig-Holstein, wo besonders viele Windparks ins Netz einspeisen. Keussen rechnet damit, dass seine Netzmanager in diesem Jahr voraussichtlich mehr als eine Million Megawattstunden Windstrom abregeln müssen. Auch 50Hertz erwartet in seinem Versorgungsgebiet nach Angaben eines Unternehmenssprechers einen weiteren deutlichen Anstieg der sogenannten Ausfallarbeit und der daraus folgenden Entschädigungszahlungen.
Die sprunghaft steigenden Kosten für die Abregelung von Windrädern sind eine Folge des rasanten Ausbaus der regenerativen Energien. Entlastung versprechen sich die Netzbetreiber von den Plänen für den Netzausbau, die Bund und Länder im Zuge der Energiewende beschlossen haben. "Wir brauchen dringend neue Stromverbindungen von Nord nach Süd, um den Windstrom aus Nord¬deutschland abzutransportieren", sagte Tennet-Chef Keussen. Dabei spiele die SuedLink-Trasse von Schleswig-Holstein nach Bayern eine wichtige Rolle.
Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)