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Tropenwaldschutz mangelhaft: Deutsche Umwelthilfe bewertet Supermärkte für Umgang mit Soja

Archivmeldung vom 06.07.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Durch Rodung zerstörter Regenwald auf Borneo (Malaysia) in der Region des Mount Kinabalu.
Quelle: Foto: Karl Eduard Linsenmair (idw)
Durch Rodung zerstörter Regenwald auf Borneo (Malaysia) in der Region des Mount Kinabalu. Quelle: Foto: Karl Eduard Linsenmair (idw)

Egal ob Fleisch, Eier, Milchprodukte oder Zuchtlachs - für all diese tierischen Lebensmittel wird großflächig Soja in Südamerika angebaut und nach Deutschland importiert. Der Anbau von Soja ist nach der Rinderhaltung der stärkste Treiber für Waldzerstörung in Südamerika.

Eine aktuelle Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt: Die großen deutschen Supermarktketten tun zu wenig, um diesem Problem zu begegnen und Entwaldung für Sojafuttermittel in den Lieferketten ihrer tierischen Produkte zu verhindern. Damit können Fleisch, Fisch und Milchprodukte in Supermarktregalen zur Entwaldung in Südamerika beitragen. Gerade einmal 22 Prozent der in Deutschland verwendeten Sojafuttermittel sind nachweislich entwaldungsfrei.

Mit Blick auf die Soja-Lieferkette kann keiner der untersuchten Lebensmittel-Einzelhändler als "gut" bewertet werden. Besonders schlecht schneiden die großen Supermarktketten bei der Rückverfolgbarkeit des Sojas, der Qualität der gesetzten Standards und der Transparenz gegenüber Konsumentinnen und Konsumenten ab. Bei fast allen großen Lebensmittelhändlern ist nur ein geringer Teil der tierischen Produkte nachweislich frei von legaler und illegaler Entwaldung. Lediglich LIDL gibt nach eigenen Aussagen an, dass ein Großteil der Sojafuttermittel in den Lieferketten für seine Eigenmarken bereits aus nachhaltigen Quellen stammt. Besorgniserregend ist vor allem, dass kein einziges Unternehmen das gesamte in der Lieferkette verwendete Soja lückenlos bis zur Anbauregion zurückverfolgen kann. Das wäre aber notwendig, um etwa Risiken für Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen sicher auszuschließen.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, kommentiert: "Die Ergebnisse zeigen, dass freiwilliges Engagement der Supermärkte nicht ausreicht, um Waldzerstörung und Menschenrechtsverletzungen sicher auszuschließen. Es ist jetzt an der Politik, endlich tätig zu werden. Nachdem die Bundesregierung dabei gescheitert ist, Entwaldung und Klimaschutz im Lieferkettengesetz anzugehen, muss sie sich jetzt für ein starkes EU-Lieferkettengesetz sowie ein starkes EU-Gesetz gegen importierte Entwaldung einsetzen. Nur so können wir wertvolle Ökosysteme nachhaltig erhalten."

Bis heute existiert in Deutschland und der EU keine verbindliche Regelung, die Entwaldung und illegale Landnahme in den Lieferketten von Unternehmen wirkungsvoll ausschließt und sanktioniert. Dadurch kann sogar Soja, das auf illegal gerodeten Tropenwaldgebieten angebaut wurde, ungehindert auf den deutschen Markt gelangen.

Die dramatische Lage ist den Supermärkten seit Jahren bekannt, dennoch haben einige der Unternehmen (Aldi Nord und Kaufland) bis heute keine öffentlich verfügbare nationale Strategie, um Entwaldungen für Sojafuttermittel sicher auszuschließen. Von allen Supermarktketten stellen nur Edeka und Netto ihre Ziele und den Stand der Umsetzung für Konsumentinnen und Konsumenten verständlich in einem Fortschrittsbericht dar. Wo die einzelnen Unternehmen gerade bei der Umsetzung ihrer Ziele stehen, wird in den meisten Fällen nicht transparent gemacht.

Tina Lutz, Campaignerin Naturschutz und Biologische Vielfalt der DUH, ergänzt: "Geht es um Soja als Futtermittel, ist Umweltzerstörung eher die Regel als die Ausnahme. Der Lebensmittelhandel ist hier in der Verantwortung, Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen aus seinen Lieferketten sicher auszuschließen und damit seinen Fußabdruck durch importierte Entwaldung zu reduzieren. Die großen deutschen Supermärkte besitzen eine große Marktmacht und können durch Nachhaltigkeitsanforderungen an ihre Lieferanten entscheidend zum Schutz der Wälder beitragen."

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)

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