Klöckner: Kritikern am Tierwohllabel geht es nicht um die Tiere
Archivmeldung vom 06.07.2019
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Freigeschaltet durch André OttBundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat den Kritikern des staatlichen Tierwohllabels vorgeworfen, Fortschritte bei der Haltung von Tieren bewusst zu verhindern. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" erklärte Klöckner: "Es gibt Kreise, die wollten von Anfang an nicht mehr als bisher fürs Tierwohl tun, die freuen sich natürlich über jede Blockade und hoffen insgeheim darauf, dass wir mit einem wie jetzt geforderten verpflichtenden Tierwohlkennzeichnen vielleicht sogar in Brüssel scheitern."
Zuvor hatten sich die SPD-Bundestagsfraktion und die CSU-Landesgruppe gegen Klöckners Gesetzentwurf für eine Tierwohlkennzeichnung ausgesprochen. Sie kritisierten vor allem die Freiwilligkeit der Kennzeichnung. Klöckner wies darauf hin, dass die Kriterien fürs Label gemeinsam mit den Regierungsparteien ausgearbeitet worden seien. "Nun wird blockiert unter einem Vorwand, der am Ende zu Lasten der Tiere geht." Wer ein national verpflichtendes Tierwohllabel fordere, der spiele aber nicht nur auf Zeit, "der nimmt das Scheitern bewusst in Kauf", so Klöckner.
Agrarstaatssekretär Hermann Onko Aeikens sagte der "NOZ", die SPD-Bundestagsfraktion sei zuletzt nicht auf Gesprächsangebote eingegangen und habe keine eigenen Terminvorschläge gemacht. Trotz alledem liege das Ministerium beim Tierwohllabel im Zeitplan. "Es wird im kommenden Tagen eine Kommunikation geben", so Aeikens.
Derweil droht dem Label ein Bio-Boykott. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Dachverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sagte der "NOZ", die Pläne der Regierung seien für die Bio-Branche "überhaupt nicht akzeptabel". Die Mehrleistung von Öko-Landwirten gehe bei der jetzt geplanten Kennzeichnung unter. Er forderte, dass sich das staatliche Label an der Eier-Kennzeichnung orientieren müsse. Hier werden Bio-Eier mit einer Null ausgewiesen. Beim staatlichen Label soll Bio-Fleisch in Kategorie 3 einsortiert werden. "Diese Pläne gegen die Bio-Tierhaltung konterkarieren die im Koalitionsvertrag festgehaltene Absicht, den Ökolandbau bis 2030 auf 20 Prozent auszuweiten." Den Bio-Landwirten bleibe "ja gar nichts übrig, als sich gegen das Label zu positionieren", so Prinz zu Löwenstein.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)