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Wildbienen sichern gute Ernten

Archivmeldung vom 01.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Wildbiene beim Besuch einer Blüte
Quelle: Foto: A.-M. Klein (idw)
Wildbiene beim Besuch einer Blüte Quelle: Foto: A.-M. Klein (idw)

Viele Kulturpflanzen müssen von Insekten bestäubt werden, um hohe Erträge zu bringen. Dabei spielen Wildbienen eine weitaus größere Rolle als bislang angenommen. Das berichtet ein internationales Forschungsteam in „Science“.

„Die Bestäubung durch Honigbienen reicht aus, um hohe landwirtschaftliche Erträge zu sichern“ - diese weit verbreitete Auffassung ist nur bedingt richtig. Denn in Anbauflächen auf der ganzen Welt erhöhen wildlebende Insekten den Fruchtansatz auch dann, wenn bereits sehr viele Honigbienen vorhanden sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, die jetzt in „Science“ veröffentlicht ist. Durchgeführt wurde sie unter Federführung der Leuphana Universität Lüneburg, der Universität Würzburg und der Universität Río Negro in Argentinien.

Ein Fazit der Studie: Die Artenvielfalt in Agrarlandschaften hat weltweit eine große Bedeutung für die Sicherung der landwirtschaftlichen Erträge. Aber: „In vielen Agrarlandschaften hat die Insektenvielfalt durch Eingriffe des Menschen deutlich abgenommen“, erklärt Alexandra-Maria Klein, Professorin für Ökosystemfunktionen an der Leuphana Universität Lüneburg. Aus diesem Grund sei die Bestäubung von Kulturpflanzen durch wildlebende Insekten, vor allem durch Wildbienen, inzwischen gestört und gefährdet.

600 Anbauflächen in 19 Ländern untersucht

Für die Studie hat ein 50-köpfiges internationales Forschungsteam Daten über 41 verschiedene landwirtschaftliche Systeme von 600 Anbauflächen in 19 Ländern verschiedener Kontinente zusammengetragen. Auf allen Flächen wurden Häufigkeit und Artenvielfalt der blütenbesuchenden Insekten und der Fruchtansatz zur Ernte protokolliert.

„Besonders hat uns interessiert, ob Honigbienen tatsächlich alleine die Bestäubung von Kulturpflanzen gewährleisten können oder ob auch andere, wildlebende Insekten von Bedeutung sind“, erläutert Ingolf Steffan-Dewenter, gelernter Imker und Professor für Tierökologie und Tropenbiologie an der Universität Würzburg.

Erstaunliche Ergebnisse der Studie

„Das Ergebnis unserer Arbeit ist erstaunlich“, erklärt Klein: „Wildlebende Insekten haben in allen 41 Anbausystemen einen positiven Effekt auf den Fruchtansatz. Eine größere Zahl von Honigbienen erzielt diesen Effekt nur bei 14 Prozent der untersuchten Anbauten.“ Anders gesagt: 100 Honigbienen plus 50 Wildbienen bestäuben ein Feld viel effektiver als 150 Honigbienen.

Wildlebende Insekten erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie Honigbienen. „Das spricht für eine hohe Bestäubungseffektivität“, erklärt Klein. Pollenuntersuchungen in einem Teil der Anbausysteme lassen vermuten, dass die höhere Effizienz der wildlebenden Insekten nicht durch eine größere Menge, sondern durch eine bessere Qualität der transportierten Pollen zustande kommt.

Wildlebende Insekten fördern

Die gängige Praxis, gezielt Honigbienen in Kulturen wie Raps, Sonnenblumen, Erdbeeren, Äpfeln, Kirschen, Mandeln, Blaubeeren und Wassermelonen einzubringen, sichert demnach nur einen Grundertrag. „Aber die Landwirtschaft könnte höhere und stabilere Erträge erreichen, wenn sie die Bestäubungsleistung wildlebender Insekten überall optimal nutzen würde“, betont Steffan-Dewenter.

Wildlebende Insekten brauchen natürliche Ressourcen wie Nahrung und Nistplätze. Diese sind in einer von industrieller Landwirtschaft geprägten Agrarlandschaft nicht ausreichend vorhanden. „Das bedeutet, dass wir uns Gedanken darüber machen müssen, wie wir wildlebende Insekten in Agrarlandschaften fördern können“, erläutert Klein. „Artenvielfalt ist dort besonders wichtig, weil auch die Honigbienen in vielen Gegenden immer seltener werden – durch Pestizide, Nahrungsmangel und eingeschleppte Parasiten“, erklärt der Würzburger Professor.

Konsequenzen für die Landwirtschaft

In der Praxis fordert das Ergebnis der Studie den Schutz und die Renaturierung naturnaher Lebensräume, blütenreichere Landschaften sowie größtmögliche Effizienz und Vorsicht beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. „Die Etablierung von Blühstreifen und Hecken, blühende Stilllegungsflächen und Untersaaten, vielfältige Fruchtfolgen, die Förderung von Nistmöglichkeiten für wildlebende Bestäuber sowie ökologische Landwirtschaft können dazu beitragen“, so Steffan-Dewenter.

Nun seien angewandte Wissenschaft, Politik und Praxis gemeinsam gefordert, so das Forschungsteam: Es gehe darum, Agrarlandschaften zu entwickeln und zu propagieren, in denen die Biodiversität wildlebender Organismen berücksichtigt und gefördert wird. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass Biodiversität und landwirtschaftliche Produktion untrennbar miteinander verknüpft sind“, so das Fazit von Professorin Klein.

Quelle: Leuphana Universität Lüneburg (idw)

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