Natur- und Artenschutz kommen unter die (Wind-)Räder
Archivmeldung vom 23.02.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtOhne Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz findet in Deutschland derzeit ein Rekordneubau von Windenergieanlagen statt. "Wertvolle Waldflächen werden gerodet, bevor Widersprüche oder anhängige Klagen gegen Baugenehmigungsverfahren geklärt sind. So werden Fakten für die Anlagen geschaffen und Lebensräume gefährdeter Vogel- und Fledermausarten zerstört", kritisiert Dr. Jochen Bellebaum von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Die Dimensionen sind historisch: Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 4.750 Megawatt wurden im vergangenen Jahr zusätzlich zu den schon stehenden gebaut. "Das ist eine deutliche Überschreitung des gesetzlichen Ausbauziels von bis zu 2.600 Megawatt", sagt Dr. Bellebaum. Ungeachtet des Rekordzuwachses an Windenergieleistung werden weiter wertvolle Waldflächen für neue Windparks gerodet.
"Die Liste der Abholzungen wird immer länger", sagt Bellebaum. "So wurden im Harthäuser Wald, einem bedeutenden Laubwaldgebiet in Baden-Württemberg, vor Ende der Einspruchsfrist 150-jährige Bäume gefällt, obwohl in diesem wichtigen Wildtierlebensraum 17 Fledermausarten leben - darunter die stark gefährdeten Bechstein- und Mopsfledermäuse." Bei Rodungsarbeiten in Pamsendorf in der Oberpfalz (Bayern) wurden Horste freigelegt, die möglicherweise von seltenen Greifvögeln oder Schwarzstörchen stammen, obwohl gegen den Windpark Klagen des Bayerischen Jagdverbandes und einer Nachbargemeinde laufen. Auch bei Kleinmünster in Bayern wird schon gerodet, obwohl auch hier Klageverfahren laufen. Der Wald ist Lebensraum des seltenen Uhus und von sechs Fledermausarten. Auf der "Breiten First" im hessischen Sinntal werden Rodungen die Lebensräume von Rotmilan, Schwarzstorch und der seltenen Mopsfledermaus erreichen.
Um dem Abholzen Einhalt zu gebieten, fordert die Deutsche Wildtier Stiftung ein Moratorium für den Bau von Windenergieanlagen im Wald. "Die deutliche Überschreitung des Ausbauziels schafft einen Spielraum, um die Gefahren für das Ökosystem Wald ohne Zeitdruck zu bewerten und Widersprüche oder Klagen zu entscheiden, bevor Fakten geschaffen sind", betont Bellebaum.
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (ots)