Aktuelle Laboranalyse weist Freisetzung von hoch toxischer Fluss- und Salzsäure beim Verbrennen von PTFE nach
Archivmeldung vom 28.06.2019
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Freigeschaltet durch André OttDas unabhängige Institut Warringtonfire Frankfurt GmbH untersucht Auswirkungen der Verbrennung der Membranarten PTFE-, Polyurethan- und Polyester im offenen Feuer nach EN ISO 5659-2 (NBS-Box). Angesichts steigender Exporte von Gebrauchtbekleidung und Textilmüll in Drittländer sind die Ergebnisse im Kontext von Produktverantwortung für Hersteller und Verwerter von PTFE-haltiger Bekleidung besonders kritisch.
Das Frankfurter Institut Warringtonfire hat bei einer Prüfung der Rauchgasdichte und Rauchgastoxizität nach EN ISO 5659-2 (NBS-Box) der gängigsten Membranmaterialien für Funktionstextilien eine nennenswerte Freisetzung von hochtoxischer Flusssäure (HF - bis 63 ppm) sowie von Salzsäure (HCl - bis 36 ppm) beim Verbrennen von PTFE-Membranen festgestellt. Das Prüfverfahren dient üblicherweise der brandschutztechnischen Bewertung von Materialien, die im Innenraum von Fahrzeugen wie Zügen, Flugzeugen und PKW sowie in Gebäuden verbaut werden und soll durch geeignete Einstufung die akute gesundheitliche Gefährdung der Passagiere im Brandfall verhindern.
Die im Labormaßstab ermittelten Werte entsprechen dem Verbrennen der in einer Outdoor-Jacke enthaltenen Membranmenge in einem Raum von ca. fünf Quadratmetern. Demnach muss davon ausgegangen werden, dass bei der unkontrollierten Verbrennung einer handelsüblichen Funktionsjacke, in welcher eine PTFE-Membran verarbeitet wurde, allein schon die dabei entstehende Menge an Flusssäure (HF) für unmittelbar dem Rauch ausgesetzte Menschen bei 30 bis 60-minütiger Exposition tödlich sein kann. Die ebenfalls lediglich bei der Verbrennung von PTFE freigesetzte Salzsäure (HCl) führt zusätzlich beim Einatmen in der Lunge zu schweren Verätzungen; es können Reizungen und Verätzungen der Schleimhäute und der Atemwege auftreten.
Besonders problematisch sind diese Ergebnisse, da rund 50% der weltweit gesammelten Textilien (dies betrifft in Deutschland etwa 70% aller gebrauchten Bekleidung) über Altkleidersammlungen in einkommensschwächere Drittländer für eine weitere Nutzung verkauft werden - ein global wachsendes Milliardengeschäft . In diesen Ländern ist der häufigste Entsorgungsweg für Abfälle die (oft unkontrollierte) Deponie oder das offene Feuer. Somit muss davon ausgegangen werden, dass rein statistisch etwa 15-20% unserer Bekleidung im offenen Feuer in unmittelbarer Nähe von Besiedlungen endet - bei langlebigen Textilien wie Outdoorbekleidung, in welchen sehr häufig die drei o.g. getesteten Membrantypen eingesetzt werden, ist dieser Wert vermutlich noch deutlich höher, da die Wahrscheinlichkeit des Exportes für ein "zweites Lebens" steigt.
Bei dem zugrunde gelegten Prüfverfahren wurde die Konzentration der gängigsten toxischen Verbrennungsgase bei allen drei Membranarten PTFE, Polyurethan (PU) sowie Polyester ermittelt. Nicht überraschend ergab sich, dass mit CO2 (Kohlendioxid), CO (Kohlenmonoxid) und NOx (Stickoxide) typische Gase freigesetzt werden, die auch bei der Verbrennung von anderen organischen Materialien wie z. B. Holz, Kohle oder Diesel freigesetzt werden.
Des Weiteren wurden bei allen Materialien kleinere Mengen Blausäure freigesetzt, die deutlich unter humantoxischen Werten lagen, allerdings immerhin in etwa dem entsprachen, was man in einer kleinen Raucherkneipe nach dem Besuch von 15-25 Gästen und dem Genuss von jeweils 10 Zigaretten erwarten kann. Dabei waren die Werte bei Polyester um etwa 1/3 niedriger als bei den anderen beiden Materialien.
Ausschließlich bei PTFE-Membranmaterial wurden allerdings zusätzlich hohe Werte an HF (63 ppm) und HCl (36 ppm) gemessen. Der Hauptaufnahmeweg für Fluorwasserstoff (HF) verläuft über die Atemwege und über die Haut. Der EU Arbeitsplatzgrenzwert beträgt laut EU-Richtlinie 2000/39/EG als 8h-Mittelwert maximal 1,8 ppm und 3 ppm als Kurzzeitgrenzwert; der IDLH-Wert (unmittelbare Gefahr für Leib und Leben / Immediately dangerous to life or health) ist auf 30 ppm festgesetzt. Grundsätzlich wird angenommen, dass für den Menschen 50 ppm HF bei einer 30- bis 60-minütigen Exposition tödlich sein können.
"Mit einer global gewordenen Wirtschaft müssen wir uns auch unserer systemischen Verantwortung stellen. Hierzu gehört, nicht nur im Entstehungsprozess unserer Produkte höchste Standards anzusetzen, sondern auch sicherzustellen, dass unsere Produkte am Ende ihres Lebens keine gefährlichen Spuren hinterlassen. Aus diesem Grund haben wir uns das Ziel gesetzt, bis 2030 eine vollständig zirkuläre Bilanz bei den von uns genutzten Rohmaterialien umzusetzen. Hierdurch sparen wir nicht nur bei Rohstoffen, sondern verhindern gleichzeitig mögliche Kollateralschäden bei der Entsorgung", erläutert Dr. Rüdiger Fox, CEO Sympatex Technologies. "Angesichts des zunehmenden globalen Mülltourismus, den China mit seinem Import-Stop für Plastik- und Textilabfälle vor etwa 18 Monaten erst richtig transparent gemacht hat, und den Bildern von brennenden wilden Deponien können wir allerdings bis dahin nicht einfach die Augen verschließen. Wenn 40% des globalen Mülls unkontrolliert im offenen Feuer verbrennt , müssen wir sicher stellen, dass dies Menschen nicht unnötig gefährdet. Und auch die EU Richtlinie zur Förderung der Zirkularität (2008/98/EG) hat hier klare Worte bezüglich der erweiterten Herstellerverantwortung gefunden."
Die gesamte Analyse kann im Sympatex Newsroom unter www.sympatex.com/newsroom heruntergeladen werden.
1) UN 2015 Global Waste Mgmt Outlook: 1.26 Mrd. $ (2001) bzw. 2.5 Mrd. US$ (2009) 2) National Center of Atmospheric Research (NCAR)
Quelle: Sympatex Technologies GmbH (ots)