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Italien gibt 1,2 Milliarden Zugvögel zum Abschuss frei

Archivmeldung vom 20.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Manfred Schimmel / pixelio.de
Bild: Manfred Schimmel / pixelio.de

Trotz rückläufiger Bestände vieler Arten wurde in Italien am Sonntag wieder die Jagd auf Zugvögel eröffnet. Wie das Bonner Komitee gegen den Vogelmord mitteilt, hat die Regierung unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi insgesamt 43 Vogelarten zum Abschuss freigegeben, darunter auch viele Arten, deren Bestände in Deutschland akut gefährdet sind. Auf der Abschussliste stehen unter anderem Feldlerchen, Singdrosseln, Turteltauben, Kiebitze, Kampfläufer, Rotschenkel, Bekassinen und Wasserrallen.

"Ein Großteil dieser Arten ist in Deutschland Ziel aufwändiger Schutzprojekte. Statt im Winterquartier landen leider viele Tiere in italienischen Kochtöpfen", ärgert sich Komiteepräsident Heinz Schwarze.

Wie das Komitee vorrechnet, darf jeder der rund 710.000 italienischen Vogeljäger maximal 30 Vögel pro Tag erlegen. Da die Jagdsaison insgesamt 60 Jagdtage umfasst, dürfen also offiziell rund 1,2 Milliarden gefiederte Reisende erlegt werden. Dazu kommen laut Komitee noch mehrere Millionen Rotkehlchen, Nachtigallen und andere geschützte Arten, die in illegal aufgestellten Fallen und Netzen verenden. Hauptabnehmer der gefangenen Tiere sind Restaurants und Metzgereien, die die Vögel unter der Ladentheke als "Delikatesse" verkaufen.

Um gegen den illegalen Fang von geschützten Singvögeln in Norditalien vorzugehen, veranstaltet das Komitee in diesem Jahr sein 28. Vogelschutzcamp in der Provinz Brescia. Ziel des Einsatzes ist der Abbau illegaler Fallen sowie das Aufspüren großer Fanganlagen. Insgesamt nehmen in diesem Jahr mehr als 80 Teilnehmer aus Deutschland, England, Italien und Irland an der Operation "Rotkehlchen" teil. Bei der Suche nach Fallen arbeiten die Vogelschützer eng mit italienischen Jagdaufsehern und einer Sondereinheit der Forstpolizei zusammen. "Die Beamten legen sich an den von uns aufgespürten Fallen auf die Lauer und sobald die Wilderer die Fanggeräte kontrollieren, werden sie verhaftet", erklärt Alexander Heyd die Strategie der Vogelschützer. Im letzten Jahr wurden auf diese Weise 74 Wilderer in flagranti erwischt und mehr als 2300 Fallen abgebaut. 

Quelle: Komitee gegen den Vogelmord e. V.

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