Erdmännchen erkennen einander an ihren Stimmen
Archivmeldung vom 14.10.2011
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtFrei lebende Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari-Wüste erkennen Gruppenmitglieder an ihren Stimmen, dies weisen Verhaltensforscher der Universität Zürich als Erste nach. Die Forscher gehen davon aus, dass Erdmännchen die einzelnen Gruppenmitglieder auseinanderhalten können.
Andere Individuen an der Stimme zu erkennen, fällt Menschen leicht. Auch gewisse Primatenarten verfügen über diese Fähigkeit. Ob auch weitere in sozialen Verbänden lebende Säugetiere dazu in der Lage sind, ist dagegen unklar. Für Erdmännchen, genauso wie Primaten, ist die vokale Kommunikation äusserst wichtig. Erdmännchen koordinieren ihre Aktivitäten mit Rufen, beispielsweise indem sie andere Gruppenmitglieder über nahende Raubtiere warnen und so die Gruppe zusammenhalten. Verhaltensbiologen der Universität Zürich konnten bereits viele Rufe bei der Kommunikation von Erdmännchen entschlüsseln. Nun weisen sie als Erste nach, dass Erdmännchen in der Lage sind, individuelle Stimmen zu unterscheiden.
Wiedererkennen von Stimmen
Mit einem neuartigen Playback-Experiment an frei lebenden Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari-Wüste simulierten Verhaltensbiologen der Universität Zürich die gleichzeitige Anwesenheit eines Gruppenmitgliedes an zwei unterschiedlichen Orten. Erdmännchen wurden dabei nacheinander zwei unterschiedliche, aber vom gleichen Gruppenmitglied stammende Rufe vorgespielt. Dieses in der Realität unmögliche Szenario wurde einem möglichen Szenario gegenübergestellt, bei dem Erdmännchen Rufe zweier unterschiedlicher Gruppenmitglieder hörten. Gemäss dem verantwortlichen Forscher Simon Townsend reagierten die Erdmännchen auf das unmögliche Szenario stärker als auf Rufe von zwei unterschiedlichen Individuen. Daraus folgern die Wissenschaftler, dass Erdmännchen die einzelnen Individuen der Gruppe anhand deren Stimmen unterscheiden können.
Differenzierte Unterscheidung
Erdmännchenverbände sind bestens organisiert und teilen sich ihre Arbeit im Wesentlichen auf drei Gruppen auf: Wächter, Jäger und Babysitter. Bis anhin ging man davon aus, dass Erdmännchen ihre Artgenossen diesen Gruppen zuteilten, aber nicht differenzierter voneinander unterschieden. Mit ihrem Experiment widerlegen nun die Verhaltensbiologen diese Annahme. Bei beiden Szenarien handelte es sich um Rufe von gleichrangigen Gruppenmitgliedern. «Wir gehen davon aus, dass Erdmännchen die einzelnen Gruppenmitglieder auseinanderhalten können. Wir wissen allerdings noch nicht, welche kognitiven Mechanismen diesem Unterscheidungsvermögen zugrunde liegen. Und ob die Fähigkeit, Gruppenmitglieder voneinander zu unterscheiden, nur von der auditiven Wahrnehmung abhängig ist», so Simon Townsend.
Quelle: Universität Zürich