Erstmals lebende Tiefseeaustern im Mittelmeer entdeckt
Archivmeldung vom 22.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf Expedition mit dem Forschungsschiff "Poseidon" untersuchten MARUM-Wissenschaftler Kaltwasserkorallenökosysteme im westlichen Mittelmeer. Mit ihrem Tauchroboter MARUM-CHEROKEE machten sie in mehreren hundert Metern Wassertiefe Videoaufnahmen und sammelten Proben.
Zu ihrer großen Überraschung entdeckten die Forscher dabei lebende Tiefseeaustern. Die galten im Mittelmeer als ausgestorben. Lebende Exemplare dieser Schalentiere wurden bislang nur vor den Azoren gefunden. Tiefseeaustern sind eine sehr spezielle Gattung: Sie leben in Wassertiefen von 300 bis 700 Metern, werden bis zu 500 Jahre alt und dabei bis 30 cm groß. Dass die Tiere auch heute noch im Mittelmeer leben, damit hatten die Wissenschaftler nicht gerechnet. "Das war schon eine große Überraschung." sagt Expeditionsleiter Prof. Dierk Hebbeln vom Bremer MARUM. "Dass wir fossile Austern, also Schalen längst gestorbener Tiere finden, hatten wir erwartet. Als wir aber auf den Videomonitoren plötzlich lebende Exemplare sahen, waren wir im ersten Moment richtig perplex."
Eigentlich war das Expeditionsteam im westlichen Mittelmeer unterwegs, um die dort in größeren Tiefen lebenden Kaltwasserkorallen zu erforschen. Die artenreichen aber fragilen Ökosysteme kommen in Europa vom Nordkap bis nach Gibraltar und ins Mittelmeer hinein vor und werden im Rahmen des internationalen, von der Europäischen Union geförderten Projekts HERMIONE (Hotspot Ecosystem Research and Man's Impact on European Seas) untersucht.
Die Wissenschaftler nutzen die an Bord der "Poseidon" gesammelten Austernschalen und Korallenskelette als Umweltarchive. Mit Hilfe biologischer und geologischer Methoden ermitteln sie, unter welchen Bedingungen die Tiere in der Tiefe des Mittelmeers leben können. "Dabei gehen wir Schritt für Schritt weiter zurück in die Vergangenheit und entschlüsseln so die Geschichte dieses Ökosystems", erklärt Prof. Hebbeln. "Das hilft uns, heutige Umweltbedingungen und -veränderungen zu bewerten."
Quelle: MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen