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Kohlekraftwerk Moorburg: weder wirtschaftlich sinnvoll noch ökologisch vertretbar

Archivmeldung vom 30.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zu der heute erwarteten Genehmigung für das 1.600 Megawatt Kohlekraftwerk von Vattenfall in Hamburg-Moorburg nimmt der bundesweit tätige Hamburger Ökostrom- und Gasanbieter LichtBlick wie folgt Stellung:

  • Das Kraftwerk Moorburg ist kein Kraftwerk für Hamburg, sondern ein Kraftwerk für Vattenfall. Es ist ausschließlich auf die Maximierung der Stromerzeugung für Vattenfall ausgelegt und nicht an den Bedürfnissen der Stadt Hamburg orientiert. Das Fernwärmenetz in Hamburg erfordert lediglich eine zusätzliche thermische Leistung von 400 Megawatt. Das von Vattenfall geplante Kraftwerk Moorburg wird eine thermische Leistung von über 3.000 Megawatt aufweisen. Damit ist das Kraftwerk achtfach überdimensioniert und am Wärmebedarf der Stadt Hamburg vorbei geplant. Ein an den Hamburger Fernwärmebedarf angepasstes Kraftwerk hätte eine elektrische Leistung von ca. 600 Megawatt und einen deutlich höheren Gesamtwirkungsgrad.
  • Die in die Diskussion gebrachte CCS-(Carbon Capture and Storage)-Technologie zur Abscheidung der klimaunverträglichen Emissionen von Kohlendioxid (CO2) soll frühestens in 20 Jahren, also um 2030 herum, zur Verfügung stehen. Ihren großtechnischen Einsatz und ihren wirtschaftlichen Betrieb kann heute niemand garantieren. Eine gerade veröffentlichte Studie der Unternehmensberatung McKinsey prognostiziert Kosten der CCS-Technologie in Höhe von 60 bis 90 Euro pro Tonne abgeschiedenes CO2. Die Emission einer Tonne CO2 kostet heute aber nur rund 25 Euro pro Tonne. Die jetzt von Vattenfall-Chef Lars Josefsson geforderte staatliche Förderung in Höhe von 10 Milliarden Euro (!) soll diese enorme Lücke offenbar schließen helfen.
  • Der Vorschlag von Vattenfall, Teile des Kraftwerks so zu betreiben, dass es die Emissionen eines Gaskraftwerks nicht übersteigt und erst mit Einsatz der CCS-Technologie auf Volllast hochzufahren, ist Augenwischerei. Eine solche "Zusage" an die bestehende schwarz-grüne Landesregierung in Hamburg hat maximal bis zur nächsten Landtagswahl Bestand. Bis dahin ist das Kraftwerk allerdings noch nicht einmal fertig gestellt. Sie ist rechtlich wertlos und müsste nach der Wahl neu verhandelt werden. Vattenfall wird dann nichts mehr davon wissen wollen, denn eine Milliardeninvestition muss nach Fertigstellung durch entsprechende Stromerzeugung refinanziert werden. Ebenso wenig glaubwürdig wäre eine Ankündigung, einen Porsche dauerhaft nur mit 50 Stundenkilometern fahren zu wollen.
  • Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme von Moorburg wird es keine kostenlose Vergabe von CO2-Zertifikaten mehr geben. Jede Tonne CO2 wird ab dem Jahre 2013 Geld kosten. Da Kohle rund doppelt so hohe CO2-Emissionen aufweist wie Erdgas, werden Erdgas-Kraftwerke ab 2013 wirtschaftlich voll wettbewerbsfähig oder sogar überlegen sein. Aus diesem Grund erfolgen derzeit mehr als die Hälfte aller in Europa getätigten Kraftwerksinvestitionen in Erdgaskraftwerke (insgesamt 98.000 Megawatt Erdgaskraftwerke, Quelle: trendresearch 9/2008). Den Wettbewerbsnachteil ihres Kohlekraftwerks Moorburg gegenüber einer Erzeugung auf Erdgasbasis wird Vattenfall letztlich auf die Stromkosten ihrer Kunden umlegen und sich so zurückholen müssen.
  • Das Festhalten von Vattenfall an einem weder wirtschaftlich sinnvollen noch ökologisch vertretbaren Projekt wie Moorburg kann nur mit einem massiven Kundenwechsel beantwortet werden. Wer nach der für heute erwarteten Genehmigung noch etwas gegen Moorburg und die nicht mehr zeitgemäße Energiestrategie von Vattenfall tun will, muss seinen Stromanbieter wechseln. Die Stromkunden müssen die Antwort geben, wenn die Politik ein Kraftwerk wie Moorburg nicht verhindern kann.

LichtBlick ist mit 420.000 Haushalts- und 10.000 Firmenkunden der größte Ökostromanbieter in Deutschland. Im Oktober 2007 ist LichtBlick auch erfolgreich in den Gasmarkt eingestiegen und versorgt mittlerweile in 13 Bundesländern über 20.000 Gaskunden. In seiner Firmenzentrale in Hamburg St. Pauli beschäftigt das 1998 gegründete Unternehmen inzwischen 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Rahmen der schwarz-grünen Koalitionsverhandlungen hatte LichtBlick eine hocheffiziente, umweltfreundliche Kraftwerksalternative auf Basis von Erdgas in die politische Diskussion eingebracht. 

Quelle: LichtBlick - die Zukunft der Energie GmbH & Co. KG

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