REPORT-Bericht zeigt Mängel bei Schweinepest-Bekämpfung
Archivmeldung vom 30.05.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDas Politmagazin Report München berichtete gestern über einen nordrhein-westfälischen Schweinemastbetrieb mit großen Tierschutz- und Hygienemängeln. Der Beitrag zeigt, dass unzureichende Behördenkontrollen das Risiko für die Ausbreitung der Schweinepest erhöhen.
"Die Veterinärämter benötigen dringend mehr Personal für
Kontrollen, damit solche unhaltbaren Zustände früher entdeckt
werden", sagt Dr. Marlene Wartenberg, Geschäftsführerin von VIER
PFOTEN. "Darüber hinaus ist ein generelles Umdenken bei der
Bekämpfung der Schweinepest notwendig, denn Impfungen könnten das
tausendfache Töten gesunder Schweine verhindern." In der EU ist das
Impfen von Schweinen gegen die Seuche verboten. Als
Hauptbekämpfungsmaßnahme wird die Keulung vorgeschrieben. Dies
verhindert bislang eine zeitgemäße Seuchenbekämpfung.
Seit Monaten grassiert in Nordrhein-Westfalen die Schweinepest.
Zur Bekämpfung der Seuche wurden bis heute 100.000 meist gesunde
Schweine getötet. VIER PFOTEN zugespieltes Bildmaterial belegt
schwere Tierschutz-Missstände und seuchenrelevante Hygienemängel in
einem Schweinemastbetrieb in Nordrhein-Westfalen. Bricht in einem
Stall die Schweinepest aus, muss der Bestand getötet werden. Bei den
letzen Seuchenzügen in Deutschland wurden zusätzlich alle Schweine im
Umkreis von drei Kilometern gekeult.
Es ist Abwägungssache der verantwortlichen Landesbehörde,
innerhalb einer Schutzzone die Keulung aller Schweine - also auch
gesunder Bestände - anzuordnen oder nicht. VIER PFOTEN lehnt die
präventive Keulung gesunder Schweine kategorisch ab, auch wenn sich
diese in einer Schutzzone befinden. "Aus Tierschutzsicht ist ein
solches Vorgehen absolut unverhältnismäßig. Anstatt massenhaft Tiere
auf Verdacht zu töten, muss mit konsequenter Abschottung, dem Verbot
aller Transportaktivitäten und entsprechenden Desinfektionsmaßnahmen
reagiert werden", erläutert Marlene Wartenberg.
Sichere Markerimpfstoffe erlauben heute die eindeutige
Unterscheidung von geimpften und tatsächlich erkrankten Tieren.
Ebenso existieren inzwischen schnelle Diagnostikverfahren.
"Vorbeugende Impfungen und schnelle Diagnostik müssen die
Grundpfeiler einer neuen europaweiten Strategie zur Bekämpfung der
Schweinepest werden. Bei nachgewiesener Erregerfreiheit könnte das
Fleisch geimpfter Schweine ohne Einschränkungen gehandelt werden", so
Wartenberg.
VIER PFOTEN fordert die Bundesregierung auf, sich bei der Europäischen Union umgehend für ein neues Konzept zur Bekämpfung der klassischen Schweinepest stark zu machen. Dann könnten die schrecklichen Bilder von Keulungen tausender gesunder Tiere endlich der Vergangenheit angehören.
Quelle: Pressemitteilung VIER PFOTEN