"Kosmischer Billard" russischer Wissenschaftler
Archivmeldung vom 21.05.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie russischen Wissenschaftler schlagen vor, den Asteroiden 1999 RQ36 zu "verschieben". Heute gilt er als das gefährlichste Objekt dieser Art. Laut Berechnungen einiger Fachleute kann dieser Asteroid infolge der Erhitzung einer seiner Seiten durch die Sonne seine Flugbahn verändern und 2182 auf die Erde fallen. Das berichtet Jelena Kowatschitsch bei Radio "Stimme Russlands".
Weiter heißt es dort: "Fachleute des Instituts für kosmische Forschungen (IKI) der Russischen Akademie der Wissenschaften haben vorgeschlagen, diesen Asteroiden von seiner Flugbahn mithilfe eines anderen Asteroiden zu "verschieben". Und auch sonst: Man könne die für unseren Planeten gefährlichen Asteroiden von ihrem Orbit "abstoßen", wie es im gewöhnlichen Billardspiel praktiziert wird: Die Queue ist der Raumapparat, der Ball, mit dem man spielt, ist ein kleinerer Asteroid, das Zielball der für die Erde gefährliche Raumkörper. Die Idee entstand im Zusammenhang mit dem sogenannten Gravitationsmanöver, das zur Veränderung der Geschwindigkeit eines Raumapparats verwendet wird, erzählt Nathan Ejsmont, führender wissenschaftlicher Mitarbeiter des IKI der Russischen AdW.
"Wenn Sie einen Raumapparat besitzen und den Wunsch haben, seine Geschwindigkeit ohne Treibstoffverlust zu verändern, so können sie beim Vorbeiflug an einem anderen Planeten – der Erde oder dem Mond – seine Geschwindigkeit auf eine Weise verändern, dass der Apparat dorthin fliegt, wo Sie ihn haben wollen. Nun bilden wir uns einen Asteroiden an der Stelle dieses Apparats vor. Dann können wir diese anderthalbtausend Tonnen dorthin richten, wo wir sie haben wollen."
Anfänglich arbeiteten die russischen Wissenschaftler am Problem des Asteroiden Apophis. 2004. als er entdeckt wurde, bestand die Meinung, dass er der Erde mit einem Zusammenstoß 2036 droht. Nun schließen Fachleute diese Wahrscheinlicht aus. Wie sich jedoch erwies, können Unannehmlichkeiten von einem anderen Asteroiden – 1999 RQ36 – erwartet werden. Am IKI ging man daran, einen passenden "Schlagball" für ihn zu suchen, und begriff, dass sich für diese Rolle am besten Apophis eignet. Wie es so heißt: "Wer uns im Wege steht, wird uns auch helfen." Zu Apophis kann von der Erde ein Raumapparat gestartet werden. Unter Anwendung des Gravitationsmanövers ist dem Asteroiden ein Impuls zu verleien. Der kosmische Wanderer wird, nachdem er an der Erde vorbeigeflogen ist, seine Flugbahn verändern und letztlich den Asteroiden 1999 RQ36 treffen. Übrigens kann, meint Nathan Ejsmont, dazu, diesen Asteroiden von der gefährlichen Flugbahn abzubringen, auch ein Teil eines anderen Asteroiden benutzt werden, was einige ausländische Wissenschaftler denn auch vorschlagen.
In Russland wird die Idee ausgearbeitet, eine Art kosmische Abteilung von Asteroiden zu formieren. Es wird vorgeschlagen, kleinere Asteroiden als Geschosse auf eine Weise zu "verteilen", dass man beim Erscheinen des "Feindes" den passendsten auswählen und ihn genau ins Ziel richten kann. Diese Methode ist zwar ungewöhnlich, aber nach Ansicht des Fachmanns auf dem technischen Niveau, das heute besteht, durchaus realisierbar. Sie erfordert keinerlei revolutionäre technische und wissenschaftliche "Durchbrüche".
Der erdnahe Asteroid 1999 RQ36 gehört zur Apollo-Gruppe. Sein Durchmesser beträgt ca. 510 Meter. Der Fall dieses Asteroiden auf die Erde wäre der Explosion von 2700 Megatonnen Trotyl."
Quelle: Text Jelena Kowatschitsch - „Stimme Russlands"