Bundestagspetition: Sicherheitslücken bei Pestizidkontrollen schließen
Archivmeldung vom 24.04.2019
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Freigeschaltet durch André OttGlyphosat ist nur eines von vielen Pflanzenschutzmitteln, die zurzeit verstärkt in der Kritik stehen. Immer wieder werden zugelassene Pflanzenschutzmittel nach jahrelanger Anwendung vom Markt genommen oder in ihrer Anwendung eingeschränkt, weil sie Bienen und andere Blütenbestäuber krankmachen oder töten.
Das Problem: Als Ersatz für die verbotenen Wirkstoffe werden andere Pestizide eingesetzt, die nach denselben, offensichtlich unzureichenden Prüfungen zugelassen wurden. Ziel der aktuellen Bundestagspetition "Pestizidkontrolle" ist es deshalb, die Gesetze zur Überwachung von Pestiziden zu verbessern.
Worum geht es dabei?
Es geht um den Schutz der Bienen, der Artenvielfalt und der Gesundheit der Menschen: Initiator Thomas Radetzki will die Zulassungsverfahren von Pestiziden reformieren. Dafür braucht er bis zum 1. Mai mindestens 50.000 Unterschriften, ca. 30.000 fehlen noch. Die Petition ist noch für eine Woche online auf der Petitionswebseite des Deutschen Bundestags unter dem Titel "Tierschutz - Reformierung der Risikoprüfung für Pestizide zum Schutz von Bienen und anderen Insekten" zu finden. Auch Minderjährige oder Menschen ohne deutschen Pass können sich beteiligen.
Wieso sind Pestizide gefährlich?
Thomas Radetzki, Imkermeister und Vorsitzender der Aurelia-Stiftung in Berlin, hat selbst erlebt, wie seine Bienenvölker durch Pestizide geschädigt wurden. Einige Pflanzenschutzmittel sind zwar nicht unmittelbar tödlich für Bienen und andere Insekten, schwächen aber das Immunsystem und schädigen Orientierungssinn sowie Fortpflanzungsfähigkeit. Die Folge: ein weltweites Insekten- und Artensterben. Auch der Mensch ist betroffen. Die Aurelia Stiftung stellte im Frühjahr 2016 in einigen Honigproben fest, dass die zulässige Höchstmenge von Glyphosat-Rückständen um mehr als das Hundertfache überschritten wurde. Dem aktuellen Agrar-Atlas 2019 zufolge sind bei rund 44 Prozent der Deutschen Pestizid-Rückstände anhand von Haarproben im Körper nachweisbar; diese können auch durch angereichertes Grundwasser entstehen. Auch das Europäische Gericht kommt in einem Urteil von 2018 zu dem Schluss, dass es bei der Pestizid-Risikoprüfung erhebliche Defizite gibt.
Wie geht es besser?
"Zum Schutz von Mensch und Biene brauchen wir eine grundlegende Reform der bisherigen Zulassungsverfahren für Pestizide", so Thomas Radetzki. Er fordert unter anderem, dass auch indirekte und langfristige Umweltbelastungen unter Realbedingungen untersucht und von unabhängigen Instituten bewertet werden müssen. Im Fall eines Erfolgs kann die Bundestagspetition nicht nur bewirken, dass die Reformvorschläge im Bundestag öffentlich diskutiert werden, sondern auch direkt in die Gesetzgebung einfließen.
Quelle: www.pestizidkontrolle.de (ots)