Atommüll-Endlager in der Ukraine: Bau ist beschlossen
Archivmeldung vom 28.04.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Vorfeld des 28. Jahrestages der Havarie im Kernkraftwerk Tschernobyl hatte das Ministerkabinett der Ukraine beschlossen, 100 Kilometer von Kiew entfernt ein Endlager für radioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken zu errichten. Wozu die Ukraine eine Atommüll-Lagerstätte braucht, fragte Radio "Stimme Russlands" bei Experten nach.
In dem Bericht heißt es: "Trotz des bedenklichen Charakters dieser Maßnahme und der hohen Baukosten des Endlagers sehen die ukrainischen Behörden darin große Vorteile für die ukrainische Wirtschaft. Insbesondere würde es Kiew die Notwendigkeit ersparen, für die Entsorgung des radioaktiven Abfalls in Russland zu zahlen. Heutzutage schwankt diese Summe zwischen 150 und 200 Mio. Dollar pro Jahr. Inzwischen bleibt unklar, wo Kiew Geld für den Bau des Endlagers hernehmen will, dessen Kosten 400 Mio. Dollar übersteigen, erklärte im Programm der Radio "Stimme Russlands" Andrei Susdalzew, Prodekan der Fakultät für Weltwirtschaft und Weltpolitik der Wirtschaftshochschule:
„Die aktuellen ukrainischen Behörden glauben, dass praktisch alle ihnen helfen müssen. Es wurde ausgemacht, dass diese Unterstützung auch gewährt wird, weil das Endlager eine gesamteuropäische Angelegenheit darstellt. Den Ukrainern selbst reicht im Moment das Geld nicht einmal für Gas aus. Die Firma, die seinen Bau übernommen hat, kann es auch machen, aber der Preis der Anlage ist riesengroß. Fragt sich, wer an dem Geschäft beteiligt ist, welche Ziele die ukrainische Führung verfolgt und warum die Wahl auf amerikanische Technologien gefallen ist?"
Mit der Umsetzung des Projekts soll ein Unternehmen aus den USA betraut werden. Laut den Kiewer Behörden wurde der amerikanische Auftragnehmer aus „Kostengründen“ engagiert. Vermutlich wird sich mit dem Bau des Endlagers die Firma Holtec International beschäftigen, die sich auf Entsorgung radioaktiver Materialien spezialisiert. Allerdings kann Kiew nach Meinung von Alexander Gussew, Leiter des Instituts für strategische Planung und Prognose, einen Fehler machen, indem es einem Unternehmen mit angeschlagenem Ruf statt des bewährten Mechanismus der Zusammenarbeit mit Russland Vertrauen schenkt:
„Dem Unternehmen Holtec International wurde in den USA wegen Herstellung minderwertiger Atommüllbehälter die Lizenz entzogen. Da wird diese Firma von dem ukrainischen Energoatom zum wichtigsten Bauauftragnehmer gewählt – völlig unbegreiflich. Es hat sich bereits das Verfahren bewährt, wenn radioaktive Abfälle aus den ukrainischen Kraftwerken, insgesamt 15 Kernreaktoren in fünf Kraftwerken, an den Produktionsverbund Majak und nach Krasnojarsk in Russland verbracht werden.“
Den Bau des Endlagers unterstützt auch die Europäische Union, die daraus eigene Vorteile ziehen möchte, sagt Alexander Gussew:
„Die Europäische Union wird es positiv bewerten. Der Standort des Endlagers mit rund 460 Behältern, die fünfeinhalb Tonnen Atommüll fassen, wird ziemlich gefährlich sein. Den europäischen Behörden kommt es darauf an, ähnliche Anlagen möglichst fern von ihren Grenzen zu halten. Es geht auf die Kosten der Ukraine und des ukrainischen Volkes.“
Voraussichtlich wird das Gelände für die Entsorgung und Endlagerung von verbrauchtem Kernbrennstoff mit einer Fläche von 45 Hektar in der Sperrzone des Kernkraftwerks Tschernobyl liegen. Nur ein Hundert Kilometer von der ukrainischen Hauptstadt entfernt."
Quelle: Text Grigori Milenin - „Stimme Russlands"