Schwarz-Gelb – ein Trick, der Leben rettet.
Archivmeldung vom 23.06.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtBonner Forscher vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität entdeckten in den Regenwäldern Südvietnams nun eine Schabe, die so gar nicht in das landläufige Bild der „kleinen braunen Kakerlake“ passt – Im Gegenteil, das Tierchen ist mit seinen gelben Flecken auf schwarzem Grund ein echter Hingucker!
Heiko Schmied, Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn), Markus Lambertz, Institut für Zoologie (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn) und Peter Geissler (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn) erkannten, dass sich das Tier mit dieser Färbung unliebsame Fressfeinde vom Leib hält. Der Trick dabei: die Schabe ahmt einen ungenießbaren Mitbewohner im Regenwald nach – den ebenfalls schwarz-gelben Laufkäfer Craspedophorus sublaevis. Dieser unangenehme Geselle spritzt seinem Angreifer eine übelriechende Flüssigkeit entgegen und verhindert so erfolgreich, gefressen zu werden.
Schwarz-gelb ist eine Warnfärbung, die im Tierreich oft zum Einsatz kommt. Man denke nur an Wespen, Bienen oder den Feuersalamander. Doch nicht immer ist der Träger dieser Farben auch notwendigerweise giftig. So auch in diesem Fall.
Die schwarz-gelbe Schabe macht sich dies zunutze und täuscht darüber hinweg, dass sie selbst zum Beispiel für Vögel vermutlich ein echter Leckerbissen wäre. Diese Täuschung wird von Biologen als Mimikry bezeichnet, möglicherweise ist die Schabe auch zusätzlich nicht sonderlich schmackhaft. Um dies nachzuweisen, müsste man allerdings Experimente mit potentiellen Fressfeinden durchführen. Das Mimikry-Phänomen war bei Schaben in dieser Form bisher unbekannt. Weil es sich um eine Schabennymphe handelt, kann die Art noch nicht bestimmt und benannt werden. Die Artbeschreibung wird erfolgen, wenn die ausgewachsenen Insekten (Imagines) vorliegen.
Quelle: Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig (idw)