NABU: Diskussion um Biokraftstoff-Steuer greift zu kurz
Archivmeldung vom 14.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der aktuellen Diskussion um die geplante Neuregelung bei der Förderung von Biokraftstoffen hat der Naturschutzbund NABU an die Bundesregierung appelliert, die Folgen für die Umwelt beim Anbau von Biomasse als Maßstab für eine Besteuerung anzusetzen.
Sowohl Argumente für die von der
Bundesregierung beabsichtigte Besteuerung jeglicher Biokraftstoffe
wie auch Forderungen nach einer vollständigen Beibehaltung der
Steuerbefreiung seien aus umweltpolitischer Sicht nicht zielführend.
"Entscheidend ist, dass fossile Kraftstoffe durch Biokraftstoffe
ersetzt werden, die den Namen auch verdienen", sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
In Deutschland sei zurzeit allein Biodiesel relevant im Markt
vertreten und das Flächenpotenzial beim Raps als Grundstoff
weitgehend erschöpft. Die mit dem hohen Einsatz von Pestiziden und
Mineraldünger beim Anbau von Raps häufig verbundene Umweltbelastung
stehe im Widerspruch zu einer naturverträglichen Landwirtschaft.
Biodiesel könne damit nur als Zwischenschritt auf dem Weg zur
Entwicklung und Anwendung zukunftsfähiger Biokraftstoffe betrachtet
werden. "Nur ökologisch verträgliche Biokraftstoffe dürfen zukünftig
voll gefördert werden", so Miller. Wichtiges Kriterium dabei sei eine
nahezu vollständige Kohlendioxid-Neutralität über den gesamten
Produktzyklus. Darüber hinaus dürften Wasserhaushalt und Böden beim
Anbau der Biomasse nicht übermäßig belastet werden. Auch die
Artenvielfalt müsse erhalten bleiben. Eine fundierte Beurteilung
könne nur nach einem so genannten Life-Cycle-Assessment eines
Energieträgers für die gesamte Produktions- und Nutzungskette
erfolgen - also vom Anbau der Pflanze bis zum Verbrauch des
Kraftstoffs im Fahrzeug.
Die Bundesregierung müsse vielmehr Anreize für den
naturverträglichen Anbau von Biomasse zur Kraftstoffproduktion
schaffen. Großflächige Monokulturen und der Einsatz von gentechnisch
veränderten Organismen seien auszuschließen. Mit Hilfe von
Zertifikaten sei sicherzustellen, dass auch die internationale
Biomasseproduktion nachhaltig erfolge. "Die Nachfrage nach
Biokraftstoffen steigt weltweit massiv an. Dies darf nicht zum
Raubbau an der Umwelt in den Produktionsländern führen", warnte
Miller. Palmöl oder Ethanol von indonesischen und brasilianischen
Rodungsflächen in deutschen Autos zu verbrennen statt Erdöl aus den
Küstenwäldern Nigerias oder der Wüste Kuwaits hieße zukünftig den
Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
Quelle: Pressemitteilung NABU