WWF und TRAFFIC fordern Schutz für die gefährdeten Dorn- und Heringshaie
Archivmeldung vom 16.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAus den Bauchlappen der Dornhaie werden die vor allem in Deutschland überaus beliebten Schillerlocken hergestellt. Engländer genießen diesen "Fish" dagegen lieber in Kombination mit "Chips".
Beide Delikatessen könnten bald für immer vom Speiseplan gestrichen sein, denn die Anzahl der Dornhaie ist im Nordostatlantik in den letzten vierzig Jahren um 95 Prozent gesunken. Gleiches gilt für die Heringshaie in dieser Region: Ihre Bestände sind vor allem wegen des großen Appetits der Europäer in nur zehn Jahren um etwa 89 Prozent geschrumpft. Der WWF und TRAFFIC, das gemeinsame Artenschutzprogramm mit der Weltnaturschutzunion, fordern deshalb die EU-Staaten dazu auf, auf der Sitzung des Ausschusses zum Wildartenhandel am kommenden Dienstag in Brüssel für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Haie zu stimmen: Auf Antrag Deutschlands wird darüber entschieden, ob sich die Europäische Union auf der nächsten CITES-Artenschutzkonferenz für Handelskontrollen einsetzt und damit den Fortbestand beider Haiarten sichert. Diese Weltartenschutzkonferenz wird im Juni in den Niederlanden stattfinden.
WWF-Artenschutzexperte Volker Homes: "Wir freuen uns, dass sich Deutschland erneut für die beiden Fischarten und damit für eine bessere Fischereipolitik stark macht. Aber nur wenn sich alle EU-Staaten gemeinsam für den Schutzantrag einsetzen, haben die Dorn- und Heringshaie eine Überlebenschance." Homes hat zwar noch Hoffnung für die Zukunft der Haie, blickt jedoch auch auf leidvolle Erfahrungen zurück: Bereits im Vorfeld der letzten CITES-Konferenz im Oktober 2004 hatte sich die deutsche Delegation innerhalb der EU für die beiden Haiarten eingesetzt. Damals unterlagen die Haischützer jedoch der Blockadepolitik Spaniens, Griechenlands, Irlands und Frankreichs.
"Wenn sich im aktuellen CITES-Prozess wieder die Interessen der europäischen Fischereinationen und der Fischindustrie durchsetzen, haben wir eine wichtige Chance für Dorn- und Heringshai vertan. Das könnte in vielen Meeresregionen das Ende für Schillerlocke & Co. bedeuten", befürchtet Volker Homes. Solange es noch keine offiziellen Handelsbeschränkungen für die Schillerlocke gibt, rät der WWF allen Verbrauchern, auf unbedenkliche Fischarten wie Hering, Forelle und Alaska-Seelachs auszuweichen und auf das blaue Gütesiegel des MSC ("Marine Stewardship Council") zu achten. Einen ausführlichen Fisch-Einkaufsführer bietet der WWF unter www.wwf.de/fisch an.
Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on the International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora), dem 169 Staaten angehören, regelt den internationalen Handel mit gefährdeten wild lebenden Arten. Der legale und illegale Artenhandel gilt neben Wilderei und dem Verlust des Lebensraumes als wichtigster Grund für das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten.
Quelle: Pressemitteilung WWF