Das Jahr 2011 gehört in Deutschland zu den fünf wärmsten Jahren seit 1881
Archivmeldung vom 29.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Deutschland erreicht das Jahr 2011 eine Jahresmitteltempera-tur von 9,6 Grad Celsius (°C). Es dürfte damit knapp zu den fünf wärmsten Jahren seit 1881ge-hören. Das Vorjahr war mit 7,8°C deutlich kühler ausgefallen. Den Temperaturrekord hält immer noch das Jahr 2000 mit 9,9°C. Beim Sonnenschein steht 2011 sogar auf dem Treppchen: Nur die Jahre 2003 und 1959 waren hierzulande sonnenscheinreicher. Das meldet der Deutsche Wetter-dienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
2011 begann in Deutschland mit starkem Tauwetter und die Schneemassen, die im Dezember 2010 gefallen waren, schmolzen rasch dahin. Dies führte an zahlreichen Flüssen zu Hochwasser. Im Frühjahr brachte eine außergewöhnliche Häufung von Hochdruckgebieten über Mitteleuropa einen eindrucksvollen Sonnenscheinrekord, den zweithöchsten Temperaturdurchschnitt seit dem Beginn der flächendeckenden Messungen 1881 sowie den geringsten Niederschlag seit 1893. Viele Flüsse, an denen im Januar noch Hochwasser geherrscht hatte, führten jetzt extremes Niedrigwas-ser. Zu Beginn des Sommers stellte sich die Witterung um und Tiefdruckgebiete übernahmen die Regie. Sie beendeten die Trockenheit und führten besonders im Norden und Osten gebietsweise zu sintflutartigen Regenfällen. Das wechselhafte Wetter hielt bis in den September an. Danach folg-ten ein ungewöhnlich ausgeprägter Altweibersommer und der trockenste November seit Aufzeich-nungsbeginn. Der Dezember verlief dagegen sehr nass, stürmisch und nur wenig winterlich.
2011 waren elf von zwölf Monaten zu warm – nur der Juli fiel zu kühl aus
Nach der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 lag 2011 mit durchschnittlich 9,6 Grad Celsius (°C) um 1,4 Grad über dem vieljährigen Mittel von 8,2°C. Nach der Vergleichsperiode 1981-2010 ergab die Abweichung ein Plus von 0,7 Grad. Damit reihte sich 2011, wie zuvor bereits 1934, 1994, 2000 und 2007, knapp im Kreis der fünf wärmsten Jahre seit Beginn deutschlandweiter Tempe-raturmessungen im Jahr 1881 ein. Abgesehen vom etwas zu kühlen Juli fielen im Jahr 2011 alle Mo-nate zu warm aus. Besonders ragte dabei, wie schon 2007 und 2009, der ungewöhnlich warme April heraus. Die höchste Temperatur registrierte der DWD am 22. August in Rheinfelden am Hochrhein mit 36,7°C. Die kälteste Nacht trat am 23. Januar mit -20,1°C in Oberstdorf auf.
Mit durchschnittlich 718 Liter Niederschlag pro Quadratmeter (l/m²) blieb das Jahr 2011 um neun Pro-zent unter dem Soll von 789 l/m². Obwohl der Zugspitze 13 Prozent zum Klimawert fehlten, war sie auch 2011 mit 1 750 l/m² wieder der nasseste Ort Deutschlands. Im Flachland erreichte Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu mit 1595 l/m² die Spitze. Rostock-Warnemünde beeindruckte mit der enormen Sommer-Regenmenge von 632 l/m²: Das lag über dem dort im ganzen Jahres üblichen Nie-derschlag von 589 l/m². Am 22. Juli meldete diese Station mit 111,4 l/m² auch die größte Tagesmen-ge des Jahres. Am wenigsten regnete es 2011 in Dachwig nordwestlich von Erfurt mit nur 381 l/m².
2011 wurde Deutschland mit Sonnenschein verwöhnt – Platz 3 in der Rekordliste
Das Jahr 2011 war laut DWD mit rund 1 824 Stunden hinter 2003 (2 014 Stunden) und dem Jahr 1959 (1 982 Stunden) das drittsonnenscheinreichste Jahr seit Messbeginn 1951. Leutkirch-Herlazhofen im württembergischen Allgäu belegte mit 2 177 Stunden den Spitzenplatz, Bremer-vörde westlich von Hamburg war mit 1 522 Stunden das Schlusslicht.
Das Wetter in den Bundesländern im Jahr 2011
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein war 2011 mit durchschnittlich 856 l/m² (750 l/m²) das nasseste Bundesland. Außerdem gehörte es mit 9,4°C (8,3°C) zu den kälteren und mit 1 648 Stunden (1 567 Stunden) zu den vergleichsweise sonnenarmen Regionen Deutschlands. Hamburg erhielt mit 1 584 Stunden (1 507 Stunden) von allen Bundesländern den wenigsten Sonnenschein. Die Temperatur betrug 10,1°C (8,8°C) und die Niederschlagsmenge 749 l/m² (750 l/m²).
Niedersachsen und Bremen: Die Mitteltemperatur lag in Niedersachsen bei 9,9°C (8,6°C) und in Bremen bei 10,2°C (8,9°C). Nur ein geringer Unterschied entstand übers Jahr gemittelt beim Niederschlag zwischen Niedersachsen mit 679 l/m² (746 l/m²) und Bremen mit 685 l/m² (727 l/m²). Beim Sonnenschein überschritten Niedersachsen mit 1 647 Stunden (1 456 Stunden) und Bremen mit 1 627 Stunden (1 474 Stunden) ihr Soll zwar deutlich, doch zählten sie zu den Gebieten mit verhältnismäßig wenig Sonnenschein. Bremervörde westlich von Hamburg war 2011 mit 1 522 Stunden die bundesweit sonnenärmste Station.
Mecklenburg-Vorpommern: Der DWD registrierte im in der Regel sonnenscheinreichsten Bundesland diesmal nur mittelmäßige 1 774 Stunden (1 648 Stunden) sowie 9,5°C (8,2°C). Dagegen verlief das Jahr in Mecklenburg-Vorpommern mit rund 754 l/m² (595 l/m²) deutlich zu nass. Großen Anteil daran hatte der regenreiche Sommer, in dem z.B. in Rostock-Warnemünde mit 632 l/m² mehr Niederschlag zusammen kam als sonst in einem ganzen Jahr (589 l/m²). Allein am 22. Juli prasselte hier mit 111,4 l/m² auch die bundesweit größte Tagesmenge des Jahres vom Himmel.
Brandenburg und Berlin: Obwohl Brandenburg mit 630 l/m² (557 l/m²) und Berlin mit 654 l/m² (573 l/m²) ihr Niederschlagssoll überschritten, gehörten sie 2011 zu den trockenen Bundesländern. Auch beim Sonnenschein lagen Brandenburg mit 1 973 Stunden (1 634 Stunden) und Berlin mit 1 933 Stunden (1635 Stunden) deutlich über dem Klimawert. Brandenburg war damit sogar das zweitsonnenscheinreichste Bundesland. Bei der Temperatur kam Brandenburg auf 10,0°C (8,7°C), Berlin landete mit 10,5°C (9,1°C) ganz oben in der Tabelle.
Sachsen-Anhalt: Mit 1 922 Stunden verbuchten die Meteorologen des DWD 26 Prozent mehr Sonnenschein als das Soll (1 522 Stunden) sowie eine Jahrestemperatur von 10,1°C (8,7°C). Sachsen-Anhalt zeigte sich 2011 mit 504 l/m² (547 l/m²) als das trockenste Bundesland. Trotzdem entluden sich auch hier zum Teil schwere Gewitter. Am Abend des 11. September traf es besonders den Raum Bernburg an der Saale. Hagel zerschlug Dächer und Fenster und verletzte sogar Menschen. Autofahrer mussten mit Schlauchbooten von den Dächern ihrer PKW gerettet werden.
Sachsen: Für Sachsen notierten die Mitarbeiter des DWD durchschnittlich 670 l/m² (699 l/m²) und 9,5°C (8,1°C). Die Temperatur konnte am 1. Februar in Dippoldiswalde-Reinberg südlich von Dresden sowie am 23. Februar in Deutschneudorf-Brüderwiese im mittleren Erzgebirge auf jeweils 20,0°C sinken. Die höchste Schneedecke unterhalb von 920 m lag am 4. Januar in Zinnwald-Georgenfeld im östlichen Erzgebirge mit 126 cm. Sachsen glänzte im Jahr 2011 mit einem neuen Sonnen-scheinrekord: 2 007 Stunden (1 549 Stunden). Hier befand sich auch die Station mit dem deutschlandweit zweitmeisten Sonnenschein: Görlitz überbot mit 2 164 Stunden den alten Spitzen-wert aus dem Jahr 2003 um 88 Stunden.
Thüringen: Thüringen hatte sich in den Vorjahren immer bei den sonnenscheinärmsten Regionen eingeordnet. 2011 folgte nun eines der sonnigsten Jahre, in dem der Klimawert (1 486 Stunden) mit 1 860 Stunden um 25 Prozent übertroffen wurde. Außerdem war Thüringen mit 9,2°C (7,6°C) das zweitkälteste und mit 613 l/m² (700 l/m²) das zweittrockenste Bundesland. Dachwig nordwestlich von Erfurt blieb 2011 mit 381 l/m² der niederschlagsärmste deutsche Ort.
Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen war 2011 bei einer Sonnenscheindauer von 1 729 Stunden (1 440 Stunden) und mit durchschnittlich 10,4°C (9,0°C) das zweitwärmste Bundesland. Die Niederschlagsmenge betrug 755 l/m² (875 l/m²). Nach der Schneeschmelze entstand im Januar am Rhein und seinen Nebenflüssen starkes Hochwasser. Im Frühjahr herrschte durch die große Trockenheit dagegen Niedrigwasser. Noch tiefer sank der Pegel im extrem trockenen November.
Hessen: 2011 erreichte Hessen eine mittlere Temperatur von 9,6°C (8,2°C), eine Sonnenscheindauer von 1 793 Stunden (1 459 Stunden) und eine Niederschlagsmenge von 659 l/m² (793 l/m²).
Rheinland-Pfalz: Bei 1 850 Stunden (1 507 Stunden) Sonnenschein zählte Rheinland-Pfalz 2011 mit 10,2°C (8,6°C) zu den wärmeren Bundesländern. Dem Niederschlag fehlten mit 652 l/m² 19 Prozent zum Soll (807 l/m²). Nach anhaltenden Trockenperioden sank der Pegel des Rheins im Frühling und nochmals im Herbst auf lange nicht erlebte niedrige Pegelstände.
Saarland: Die Sonne zeigte sich im Jahr 2011 rund 1 790 Stunden (1 571 Stunden) lang. Im mit 10,3°C (8,9°C) drittwärmsten Bundesland fielen mit 778 l/m² nur 82 Prozent des Klimawertes (945 l/m²).
Baden-Württemberg: Die höchste Temperatur des Jahres meldete Rheinfelden am Hochrhein am 22. August mit 36,7°C. Doch insgesamt gehörte Baden-Württemberg mit 9,7°C (8,1°C) nicht zu den warmen Bundesländern. Beim Niederschlag rangierte es dagegen mit 820 l/m² (980 l/m²) ebenso wie beim Sonnenschein mit 1 948 Stunden (1 607 Stunden) auf vorderen Plätzen. Leutkirch-Herlaz-hofen im württembergischen Allgäu war mit 2 177 Stunden der sonnigste Ort Deutschlands.
Bayern: Bayern war 2011 mit 8,9°C (7,5°C) das kälteste Bundesland. Die deutschlandweit niedrigste Temperatur wurde am 23. Januar mit -20,1°C in Oberstdorf gemessen. In der Nacht zum 4. Mai sank das Quecksilber in Bad Königshofen in Unterfranken auf -5,8°C. In den Weinanbaugebieten des Maindreiecks entstanden erhebliche Frostschäden. Andererseits meldete der Hohenpei-ßenberg in seiner 230-jährigen Messreihe mit 8,5°C einen neuen eindrucksvollen Jahresrekord und überbot den alten Spitzenwert aus dem Jahr 2003 um 0,3 Grad. Beim Sonnenschein erreichte Bay-ern im Jahr 2011 rund 1 919 Stunden (1 595 Stunden). Mit durchschnittlich 846 l/m² (940 l/m²) zeig-te sich Bayern als zweitnassestes Bundesland. So lagen hier die niederschlagsreichsten Stationen Deutschlands im Jahr 2011: Oberhalb von 920 m war dies die Zugspitze mit 1750 l/m², unterhalb Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu mit 1 595 l/m². In Gräfenberg-Kasberg nordöstlich von Erlangen fielen am 19. Juli 103,2 l/m². Im Gegensatz zum schneereichen Dezember 2010 herrschte in den Wintermonaten des Jahres 2011 in den Mittelgebirgen und in den Alpen oft Schneemangel.
*Alle genannten Jahreszeitwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Quelle: DWD