Weltgrößtes "Reagenzglas" für winziges Plankton
Archivmeldung vom 07.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin neues Großgerät, entwickelt vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) zusammen mit der Firma Oktopus GmbH, simuliert den Ozean der Zukunft auf hoher See. Die Kieler Meeresforscher planen, damit erstmals die Folgen des Klimawandels auf Meeresorganismen direkt im Ozean zu untersuchen.
Zwei Kräne des Forschungsschiffs ALKOR waren gefordert, um ein neues Großgerät
des IFM-GEOMAR zur Untersuchung kleinster Meeresbewohner an Bord zu hieven. Die
über drei Tonnen schwere Aluminiumkonstruktion (Foto) dient als frei treibender
Auftriebsrahmen, an dem ein sogenannter Mesokosmos aufgehängt wird. Einmal
ausgebracht in offener See entfaltet sich der aus speziellem Kunststoff
gefertigte Behälter wie ein überdimensioniertes Reagenzglas von der
Meeresoberfläche bis in 20 m Wassertiefe. Dabei schließt er einen 65.000 Liter
Wasserkörper und mit ihm alle darin lebenden Meeresbewohner ein. Sinn und Zweck
dieser weltweit einzigartigen Anlage für das offene Meer ist es, den Ozean der
Zukunft im Kleinformat zu untersuchen. In den Mesokosmen sollen nämlich jene
Umweltbedingungen simuliert werden, die bei fortschreitendem Klimawandel in
unseren Ozeanen zu erwarten sind.
Zielgebiet der ALKOR-Expedition unter
der Leitung von Prof. Ulf Riebesell ist die mittlere Ostsee vor der Küste
Gotlands, wo das neue schwimmende Großlabor jetzt getestet wird. Das erste
Großexperiment mit 9 Mesokosmen ist für nächstes Jahr geplant. Es soll den
Einfluss der Ozeanversauerung auf mikroskopisch kleines Meeresplankton, Basis
der Nahrungskette im Meer, untersuchen. Das aus Mitteln des Bundesministeriums
für Forschung und Technologie und des Landes Schleswig-Holstein finanzierte
Projekt ist eine Initiative des Kieler Forschernetzwerks "Ozean der Zukunft" (http://www.ozean-der-zukunft.de).
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.