Darwins Alptraum am Viktoriasee geht weiter Klimawandel und Wasserknappheit als neue Bedrohung für die Bevölkerung an Afrikas größtem See
Archivmeldung vom 14.02.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer kürzlich offiziell für den Oscar nominierte Dokumentarfilm "Darwins Alptraum" des österreichischen Regisseurs Hubert Sauper weist mit dramatischen Bildern auf die sozialen und ökologischen Krisen am Viktoriasee hin.
Die
Umweltverbände Global Nature Fund (GNF) und Global 2000 warnen vor
einer neuen Gefahr für Natur und Menschen am Viktoriasee: der
Wasserspiegel an Afrikas größtem See sinkt kontinuierlich aufgrund
von Klimaveränderungen, Bau von Staudämmen und weitflächigen
Abholzungen. Betroffen hiervon sind 30 Millionen Menschen, die an dem
68.000 km2 großen Süßwassersee leben.
Aktuelle Schätzungen gehen von einem Rückgang des Seenpegels von
rund zwei Metern in den letzten drei Jahren aus. Das Seeufer in
Kisumu, der größten kenianischen Stadt am Viktoriasee, ist innerhalb
weniger als eines Jahres um bis zu 15 Meter zurückgegangen.
Weil Feuchtgebiete vom Hauptsee durch ausgetrocknete Sandflächen
abgetrennt wurden, verlieren Buntbarsche und andere Fischarten ihre
lebenswichtigen Laichplätze. Es gibt bereits Anzeichen für einen
Rückgang der Fischbestände. Dies hätte dramatische Auswirkungen für
die bereits in großer Armut lebenden Menschen am See, deren
Hauptnahrungs- und Einnahmequelle Fisch ist.
Weiterhin sind die Schifffahrt, die Trinkwasserversorgung und
Energiegewinnung durch Wasserkraftwerke wegen des niedrigen
Wasserstandes in einigen Teilen der drei Anrainerstaaten Kenia,
Uganda und Tansania beträchtlich eingeschränkt.
Die Ursachen für den Wasserrückgang sind menschengemacht.
Klimaveränderungen, Staudämme der Wasserkraftwerke in Kiira und
Nalubaale in Uganda sowie die Abholzung der natürlichen Vegetation an
Ufern und Zuflüssen des See verändern dramatisch den natürlichen
Wasserhaushalt. Insgesamt sind nach Schätzungen des
UN-Umweltprogramms UNEP rund 150.000 km2 Land im Einzugsbereich des
Tropensees degradiert.
Aus Sicht von Umweltschützern spielt der Klimawandel eine
wesentliche Rolle. Wegen langer Trockenperioden fehlen dringend
benötigte Regenfälle in der Region. Eine vom GNF in Auftrag gegebene
Studie des Tyndall Centres for Climate Change Research in England
prognostiziert einen Temperaturanstieg am Viktoriasee von 3,6 C bis
zum Jahr 2080 "Wir erleben erste Auswirkungen des Klimawandels am
Viktoriasee und an weiteren See überall auf der Erde. Ohne eine
schnelle Reduktion des Treibhausgasausstoßes durch die
Industrieländer ist die Lebensgrundlage von Millionen Menschen in
naher Zukunft bedroht," so Udo Gattenlöhner, Direktor des GNF. Der
GNF und seine kenianische Partnerorganisation OSIENALA führen seit
mehreren Jahren Projekte zum nachhaltigen Natur- und Klimaschutz am
Viktoriasee durch. Dazu zählt das Vorhaben "Erneuerbare Energien für
Fischer am Viktoriasee", das vom deutschen Bundesumweltministerium in
Kooperation mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit aus
Verkaufserlösen der Sonderbriefmarke "Für den Umweltschutz" und von
der LANDESSTIFTUNG Baden-Württemberg unterstützt wird.
Hintergrund
Der Viktoriasee ist Partner im internationalen Seenschutznetzwerk
Living Lakes, das vom Global Nature Fund (GNF) koordiniert wird.
Diesem Netzwerk gehören 41 Seen weltweit an - darunter auch der
Bodensee.
Darwins Alptraum ist eine Geschichte über Globalisierung, Menschen
und über Fische. Der preisgekrönte und für den Oscar im Jahr 2006
nominierte Dokumentarfilm des österreichischen Regisseurs Hubert
Sauper wurde am Viktoriasee gedreht und zeigt die drastischen Folgen
der Globalisierung. Seit 7. Dezember 2005 ist die DVD im Handel
erhältlich.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite
des GNF und unter www.darwinsnightmare.com.
GLOBAL 2000/Friends of the Earth Austria ist eine
Umweltschutzorganisation mit Sitz in Wien mit Themenschwerpunkten zu
Gentechnik, Ressourcen, Atom und Verkehr.
Quelle: Pressemitteilung Global Nature Fund