Deutlich weniger Weißstörche in Nord- und Ostdeutschland
Archivmeldung vom 28.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Beobachtungen des Naturschutzbundes NABU gab es in diesem Jahr deutlich weniger Störche in Nord- und Ostdeutschland als im Vorjahr. Nach einer ersten Bilanz wurden zwischen 15 und 30 Prozent weniger Weißstörche gezählt. Die NABU-Experten sprechen "vom schlechtesten Storchenjahr seit mehr als zehn Jahren".
"Das Jahr 2005 war ein extremes 'Störungsjahr' für den Weißstorch
im ganzen östlichen Europa", sagte Christoph Kaatz, Sprecher der
NABU-Bundesarbeitsgruppe (BAG) Weißstorchschutz. In solchen Jahren
nimmt die Zahl der brütenden Störche stark ab und viele Vögel kommen
verspätet aus Afrika zurück. Dadurch verzögert sich die Brut und es
werden weniger Junge aufgezogen. "Aus Sachsen-Anhalt haben in diesem
Sommer nur halb so viele Jungstörche den Weg nach Afrika angetreten
als sonst üblich", so Kaatz. So bezogen zum Beispiel in
Sachsen-Anhalt nur 485 Paare ihre Nester. Im Vorjahr waren es noch
572 Paare. In Schleswig-Holstein wurden sogar nur 170 Paare gezählt.
Das ist die niedrigste Zahl seit Beginn der Weißstorchzählungen im
nördlichsten Bundesland im Jahr 1907.
Als Ursache für dieses Phänomen nennen die NABU-Storchenexperten
die schlechten Bedingungen in den Winterquartieren der Großvögel, wie
eine anhaltende Trockenperiode mit wenig Regen in Teilen Ostafrikas
und somit knapper Nahrung für Adebar. Außerdem verzögerte eine
Schlechtwetterperiode Anfang April in der Türkei und Südosteuropa den
Heimzug der Störche. Im westlichen Deutschland war die Situation für
den Weißstorch dagegen sehr viel besser. In Bayern und
Rheinland-Pfalz brüteten fast genau so viele Störche wie im Vorjahr -
ihr Bruterfolg war vergleichsweise gut. Die westlich brütenden
Störche überwintern aber in Westafrika und Spanien. Und da war die
Situation erheblich günstiger als in Ostafrika.
Für die Zukunft der nord- und ostdeutschen Störche, die sich
inzwischen in ihren afrikanischen Winterquartieren befinden, sind die
NABU-Experten zuversichtlich. "Solche Jahre kommen immer wieder mal
vor und sollten unter günstigen Bedingungen in einigen Jahren wieder
ausgeglichen werden", so BAG-Sprecher Kaatz.
Quelle: Pressemitteilung NABU