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Illegaler Export von Elektroschrott: Deutsche Umwelthilfe fordert Umsetzung der Rücknahmepflicht durch Handelsunternehmen und mehr Zollkontrollen

Archivmeldung vom 30.07.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Elektroschrott-Endstation Ghana: Gefahr für Gesundheit und Umwelt. Bild: EMPA
Elektroschrott-Endstation Ghana: Gefahr für Gesundheit und Umwelt. Bild: EMPA

Hunderttausende Tonnen Elektroschrott landen jährlich im Restmüll oder vergiften die Umwelt in Afrika, weil Landes- und Bundespolitik Gesetze nicht durchsetzen - Boykott des Handels zur gesetzlichen Rücknahme von Elektrogeräten befördert den illegalen Export nach Afrika und dortige katastrophale Entsorgungspraktiken, wie der neue Film "Welcome to Sodom - Dein Smartphone ist schon hier" aufdeckt - DUH fordert Vollzug des Elektrogesetzes durch die Bundesländer und eine Ausweitung der Zollkontrollen beim Geräteexport

Smartphones, Kühlschränke, Fernseher, Radios - eigentlich gehören alte Elektrogeräte auf den Wertstoffhof oder sollten bei Händlern für eine Wiederverwendung oder ein Recycling abgegeben werden. Doch es gibt Lücken im Recyclingkreislauf. Kriminelle fangen Geräte illegal ab, Händler erschweren Verbrauchern die reguläre Rückgabe in Geschäften und kommunale Wertstoffhöfe gibt es in einigen Landkreisen überhaupt nicht mehr. Das Ergebnis: Pro Jahr werden schätzungsweise 400.000 Tonnen Elektroschrott aus Deutschland illegal exportiert. Ein Großteil davon geht nach Afrika. Dort führt deren illegale Entsorgung zu verseuchten Landschaften, kranken Menschen und unwürdigen Arbeitsbedingungen.

Um diese Entwicklung zu stoppen, fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) von Handelsunternehmen eine verbraucherfreundliche Umsetzung gesetzlicher Pflichten zur Rücknahme ausgedienter Elektrogeräte, Kontrollen zur Einhaltung durch die Bundesländer und mehr Zollkontrollen beim Export von Geräten ins Ausland.

"In Deutschland werden mittlerweile knapp zwei Millionen Tonnen Elektrogeräte pro Jahr in Verkehr gebracht. 2016 wurden aber nur etwa 700.000 Tonnen ordnungsgemäß erfasst und recycelt. Das liegt unter anderem an den nicht ausreichenden Rücknahmebemühungen der Vertreiber. Diese haben in 2016 trotz einer gesetzlichen Verpflichtung nur rund 70.000 Tonnen Elektroschrott zurückgenommen. In der Konsequenz befördert die Verweigerungshaltung des Handels auch den illegalen Export von Elektrogeräten nach Afrika", kritisiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Aktuelle Testbesuche der DUH im Handel ergaben massive Rechtsverstöße bei Apple, Hagebau, Kaufland und Co. Resch fordert die Bundesländer dazu auf, endlich Kontrollen durchzuführen und bei Verstößen konsequent Bußgelder zu verhängen.

Welche katastrophalen Folgen die illegale Entsorgung von Elektroschrott im Ausland hat, zeigt der Dokumentarfilm "Welcome to Sodom - Dein Smartphone ist schon hier", der am 2. August 2018 bundesweit in die Kinos kommt. Er dokumentiert eine der größten Müllhalden im Ausland: Agbogbloshie in Ghana. "Es erschlägt einen alles, wenn man Agbogbloshie betritt. Der Lärm, die Arbeitsbedingungen, der Dreck, man hat ständig einen metallischen Geschmack im Mund, man hat keinerlei Orientierung auf diesem endlosen Areal", erzählen die Regisseure Christian Krönes und Florian Weigensamer. "Die ankommenden Container sind voller Bildschirme und Computer, keiner kann kontrollieren, was davon funktionsfähig, was davon nicht mehr verwendbar ist. Es ist eine sehr billige Weise, das Zeug loszuwerden. Eine fachgerechte Entsorgung in Europa wäre um ein Vielfaches teurer."

Wie der Untertitel des Films bereits andeutet, sind gerade Smartphones ein besonderes Umweltproblem. Jedes Jahr wandern in Deutschland etwa 24 Millionen neue Smartphones über die Ladentheke. Gleichzeitig lagern etwa 124 Millionen alte Mobiltelefone ungenutzt in unseren Schubladen. Dabei lässt sich mit jedem einzelnen korrekt gesammelten Handy der umweltschädliche Ressourcenabbau reduzieren, das Klima entlasten und der illegale Export verhindern.

"Im Elektrogesetz werden Mindestanforderungen für die Verbringung von Elektrogeräten ins Ausland vorgegeben. Deren Funktionstauglichkeit und eine sichere Verpackung müssen nachgewiesen werden. Das Problem ist nur, dass es kaum überprüft wird. Der Zoll muss endlich wirksame Kontrollen durchführen und kriminellen Händlern so das Handwerk legen. Die gesetzlichen Voraussetzungen sind da. Aber sie müssen auch umgesetzt werden", kritisiert Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter der DUH-Kreislaufwirtschaft.

Zum Auftakt des Kinostarts von "Welcome to Sodom - Dein Smartphone ist schon hier" informiert die DUH bei einer Sondervorstellung am 1. August 2018 im Kino Eva Lichtspiele Berlin mit einem Aktionsstand über den nachhaltigen Umgang mit Elektrogeräten. Dort bietet die DUH auch eine Sammelbox für alte Handys an. Mit der Aktion "Handys für die Umwelt" haben Verbraucher und Unternehmen die Möglichkeit, ihre Handys sicher und umweltfreundlich abzugeben. Die Geräte werden auf Wiederverwendung geprüft und können so ein zweites Leben erhalten. Nicht mehr nutzbare Smartphones werden recycelt und mit jedem gesammelten Gerät Umweltschutzprojekte finanziell unterstützt.

Im Anschluss an die Filmvorführung in Berlin diskutieren die Regisseure des Films Florian Weigensamer und Christian Krönes sowie der Stellvertretende Leiter der DUH-Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer mit dem Kinopublikum über den Film und über Lösungen des Problems illegaler Elektroschrott-Exporte.

Links:

DUH-Stellungnahme zum Elektrogesetz: https://www.duh.de/themen/recycling/elektrogeraete

DUH-Testergebnisse zur Rücknahme von Elektroaltgeräten im Handel: https://www.duh.de/projekte/elektro-rueckgabe

Link zur DUH-Handysammlung "Handys für die Umwelt": https://www.handysfuerdieumwelt.de

Link zum bundesweiten Kinostart des Dokumentarfilms "Welcome to Sodom - Dein Smartphone ist schon hier" am 2. August 2018: www.welcome-to-sodom.de

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)

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