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Verborgen im Regenwald – sind Borneos Raubtiere noch zu retten?

Archivmeldung vom 02.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Die geheimnisvolle Borneokatze, die nur auf dieser Insel vorkommt. Foto: Joanna Ross und Andrew Hearn, Oxford University, WildCRU.
Die geheimnisvolle Borneokatze, die nur auf dieser Insel vorkommt. Foto: Joanna Ross und Andrew Hearn, Oxford University, WildCRU.

Südostasien besitzt die größte Vielfalt an Raubtierarten; allerdings ist auch das Aussterberisiko hier bei weitem am höchsten. Die Bewahrung der einzigartigen Vielfalt von Raubtieren auf Borneo war das Ziel des „1st Borneo Carnivore Symposiums“, zu dem vom 18. bis 24. Juni 2011 Forscher, Artenschützer und Regierungsvertreter in Kota Kinabalu, der Hauptstadt des malaysischen Bundesstaates Sabah auf Borneo, zusammen kamen. Schwerpunkt der Konferenz war die Bedrohung aller Raubtierarten auf Borneo und die Identifikation von Schlüsselgebieten für ihren langfristigen Schutz.

Aufgrund ihrer zurückgezogenen Lebensweise standen die 24 Raubtierarten Borneos bisher nicht im Zentrum von internationalen Schutzbemühungen. Gleichzeitig ist über die Lebensweise, die Verbreitung und den Status dieser Arten sehr wenig bekannt, so dass die Gefahr besteht, diese Arten zu verlieren, bevor klar wird, dass sie vom Aussterben bedroht sind.

Die einwöchige Konferenz, die fast 200 Teilnehmer aus 15 Ländern zusammenbrachte, war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Erstens organisierten zum ersten Mal eine Regierungsbehörde (Sabah Wildlife Department), drei Expertengruppen der IUCN Artenschutzkommission (SSC, für Wildkatzen, kleine Raubtiere und Otter), und ein unabhängiges Forschungsinstitut, das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gemeinsam eine internationale Konferenz. Zweitens wurde in einem noch nie dagewesenen umfassenden Ansatz Forschungsergebnisse wissenschaftlich aufgearbeitet und gemeinsam mit Naturschützern und Vertretern der Regierungen der drei Nationen auf Borneo, Brunei Darussalam, Malaysia und Indonesien, diskutiert.

Der Minister für Tourismus, Kultur und Umwelt des Bundesstaates Sabah, Datuk Masidi Manjun, der einen Teil der Tagung begleitete, betonte in seiner Eröffnungsrede besonders die Verantwortung, die beeindruckende biologische Vielfalt Borneos für kommende Generationen zu erhalten.

„Zu den Raubtieren Borneos gehören Wildkatzen, z. B. der Sunda-Nebelparder, Schleichkatzen, der Sunda-Stinkdachs und die verspielten Otter“, erläutert der Biologe Andreas Wilting vom IZW, einer der Initiatoren der Konferenz. Wilting ergänzt: „Um diese unterschiedlichen Raubtiere zu schützen, sind besonders große, zusammenhängende Waldgebiete notwendig, welche ein breites Spektrum an Lebensräumen abdecken – z. B. Hochland- und Tieflandregenwälder und Feuchtgebiete.“

Die verschiedenen Lebensräume Borneos beheimaten eine Reihe ungewöhnlicher Arten:

Borneo Sonnendachs (Melogale everetti)

In den Hochlandwäldern verbirgt sich die Art mit dem kleinsten Verbreitungsgebiet aller Raubtiere Südostasiens. Der Borneo Sonnendachs kommt nur im Kinabalu-Nationalpark, Crocker Range Nationalpark und angrenzenden Gebieten in Sabah vor.

“Wir wissen fast nichts über diese Art, außer dass sie Hochlandgebiete zu bevorzugen scheint”, sagt Dr. William Duckworth, Rote-Liste-Authorität der Kleinraubtier-Expertengruppe der IUCN/SSC. „Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse auf der Konferenz sind wir jetzt in der Lage diese Art zum ersten Mal in die Liste der gefährdeten Arten Borneos aufzunehmen“, ergänzt Duckworth. Bisher fehlte für solch eine Beurteilung die Datengrundlage.

Borneokatze (Catopuma badia)

In den Hoch- und Tieflandregenwäldern von Borneo ist die Borneokatze beheimatet, eine weitere Raubtierart die in keinem anderen Teil der Welt zu finden ist. Der erste Nachweis dieser extrem seltenen Art stammt von Alfred Russell Wallace aus dem Jahre 1855.

“Seit diesem Fund wurden nur noch ein Duzend weitere Exemplare in naturhistorische Sammlungen aufgenommen,” erklärt Dr. Christine Breitenmoser-Würsten, Co-Vorsitzender der IUCN/SSC Katzen-Expertengruppe. „Nach 1928 wurde die Borneokatze nicht mehr gesichtet und galt vielfach schon als ausgestorben, bis 1992 ein gewildertes Tier beschlagnahmt wurde“.

2002 wurde das erste Foto einer Borneokatze in freier Wildbahn aufgenommen und obwohl seither durch den vermehrten Einsatz von Fotofallen einige Nachweise gelungen sind, bleibt die Borneokatze eine der geheimnisvollsten Raubtierarten der Welt.

Otterzivette (Cynogale bennettii)

Die Otterzivette ist eine extrem ungewöhnliche Tierart, die aussieht wie eine Mischung aus Otter und Dachs, aber in Wirklichkeit eine Schleichkatze ist.
“Die Natur hat immer Überraschungen für uns parat, und die Otterzivette ist definitiv eine davon”, sagt Dr. Jerrold L. Belant, Vorsitzender der IUCN/SSC Kleinraubtier-Expertengruppe.

Die Otterzivette gilt als eine der seltensten Säugetierarten in ganz Südostasien und ist auf der IUCN/SSC Roten Liste als gefährdet eingestuft.
“Diese außergewöhnliche Schleichkatze repräsentiert eine Gruppe von Raubtierarten wie z. B. die Flachkopfkatze und die drei Otterarten, die nur in Feuchtgebieten vorkommen. Der Verlust dieser seltenen Habitate und die zunehmende Gewässerverschmutzung bedrohen daher das Überleben dieser Arten“, erläutert Belant.

Haarnasenotter (Lutra sumatrana)

Ein weiterer hochbedrohter Bewohner der Feuchtgebiete Borneos ist der Haarnasenotter. Erst kürzlich wurde er nach über 100 Jahren in dem malaysischen Staat Sabah im Rahmen einer Forschungskooperation vom IZW, Sabah Wildlife Department (SWD) und der Sabah Forstbehörde (SFD) wiederentdeckt.

“Selbst für ganz Borneo datierte der letzte Fund dieser Otterart zurück bis in das Jahr 1997 und unglücklicher Weise war dies auch noch ein überfahrener Haarnasenotter“, sagt Dr. Nicole Duplaix, kommissarische Vorsitzende der IUCN/SSC Otter-Expertengruppe.
Otter sind wichtige Indikatorarten für den Gesundheitszustand der Feuchtgebiete, in denen sie vorkommen. Auf Borneo kommen drei der vier asiatischen Otterarten vor. Wie Dr. Arno Gutleb, Mitglied der IUCN/SSC Otter-Expertengruppe, erläutert, konnte der Status der vierten Art, des Fischotters, auf dem Symposium geklärt werden. „Eine sorgfältige Analyse ergab, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass diese Otterart jemals auf Borneo vorkam. Sie wurde deshalb von der Liste der Raubtierarten Borneos gestrichen.“

Quelle: Forschungsverbund Berlin e.V.

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